Passepartout Hahntennjoch der perfekte Moment (English Version Below) Koordinaten 47° 17′ 14″ N, 10° 39′ 15″ O

Tourtipp: Rundtour Obsteig Hahntennjoch

Das Wetter ist durchweg sonnig an diesem Tag und die morgendliche Kühle hat an diesem späten Nachmittag längst das Weite gesucht. Es ist Mitte August und dementsprechend warm ist es auch hier auf den Bergkämmen im Supersommer 2022. Nach unserem Start in Obsteig haben wir bereits eine sensationelle Runde gedreht und uns sozusagen für kurz vor der Haustür noch ein Schmankerl zurückgelegt, das Hahntennjoch. Nachdem wir in Stanzach links abgebogen und das nicht weniger spektakuläre Namlostal hinter uns gelassen haben, passieren wir Elmen. Immer brav den Tacho im Auge und natürlich mit Motorrädern die der höchst fragwürdigen und diskriminierenden Tiroler Sonderregelung mit 95 Dezibel (Standgeräusch) Lautstärke für Motorräder entsprechen. Tempolimits sind zudem ein Problem, auf das man sich einstellen sollte, denn der Schilderwald ist mittlerweile beinahe mit dem auf deutschen Straßen vergleichbar und viele davon sind wie hier auch höchst überflüssig.

Das Hahntennjoch

Wir verlassen das Lechtal hinter Elmen und biegen auf die Bschlaber Landesstraße L266 ein, wo der Spaß mit der ersten Spitzkehre rechtsherum beginnt. Anschließend steigt die Fahrbahn schnell an, wobei dieser gerade Abschnitt wirkt, als wäre er an den Berg angetackert worden. Das flache Tal verschwindet mehr und mehr in den Rückspiegeln unserer Maschinen. Wir nehmen die Kurven und Ausblicke in die sommerliche Natur mit, passieren einige kleine Tunnel und Lawinenschutzbebauungen bevor wir Bschlabs erreichen. Ein wirklich schönes altes Dorf, das genau der Region entspricht und vom typischen Zwiebelturm seiner Kirche gekrönt wird.

Nach Bschlabs wird die Straße zunehmend spektakulärer. Die Kurven werden deutlich spitzer und sie schlängelt sich entlang steiler Klippen, die rechts zum Plötzigbach hin abfallen. Vor dem Dorf Boden richtet sich unser Blick hinauf zur Dremelspitze bevor wir scharf links abbiegen, um aufs Hahntennjoch zu fahren. Die grüne Ampel zeigt uns in diesem Moment an, dass der Pass gerade offen ist. Denn auch wenn wir Hochsommer haben, kommt es des Öfteren im Jahr vor, dass aufgrund von Erdrutschen oder Steinschlägen die Durchfahrt wie in den Wintermonaten gesperrt sein kann.

Schnell wird meinen Freunden und mir klar, dass wir gerade kurz vor Ende unserer Tour einen dieser perfekten Motorradmomente erleben. Auf geradezu perfektem Asphalt nehmen wir Spitzkehre um Spitzkehre den Berg hinauf. Dabei erfreuen wir uns an der fantastischen Natur und dem wenigen Verkehr, der uns begegnet. In Pfafflar, der mit einigen der ältesten Häuser Tirols zu punkten weiß, nehmen wir noch einmal etwas das Gas raus, bevor wir erneut beschleunigen, die Baumgrenze hinter uns lassen und nach weitern Kehren in die Welt der Steine eintauchen. Zum Höhepunkt hin flacht die Straße ab und bereits kurze Zeit später stehen wir auf 1.894 Metern und der Passhöhe des Hahntennjochs. Ausgangspunkt einiger Wanderpfade, die sich wie Adern durch die Almwiesen mit ihrer niedrigen Vegetation ziehen. Hohe Bäume wachsen hier nicht mehr und auf der rechten Seite des Berges herrscht die Macht des Steines. Schilder warnen vor der extremen Murengefahr bei schlechtem Wetter, was in Anbetracht des vor uns liegenden Steinhanges kein Wunder ist.

Bereits einen Kaffee bzw. eine Cola später beginnen wir die Abfahrt und durchqueren nach der wundervollen Steinwüste den wohl eindrucksvollsten Abschnitt des Jochs. Hier schmiegt sich die kaum noch zweispurige Straße auf der einen Seite dicht an den nackten Fels, während sie auf der anderen Seite mit einer kleinen Steinmauer und Holzbabarrieren vor dem Absturz in die Tiefe schützt. Dabei windet sie sich in diesem Bereich wie eine Klapperschlange den Berg hinunter was das Ganze so gefährlich macht. Nicht zufällig ist dieser Schauplatz einer, an dem in den Sommermonaten viele Unfälle, aufgrund zumeist übereifriger Fahrer passieren. Oftmals gehen die einfach zu viele Risiken beim Überholen langsam fahrender Verkehrsteilnehmer ein, anstatt sich an der Natur zu erfreuen und einen Moment Geduld zu haben.

Wir passen uns jedenfalls an und kommen bereits wenige Kilometer später wieder in den Bereich der Baumgrenze zurück. Ein paar wenige Kurven noch und der obligatorische Weiderost bevor wir das Ortsschild von Imst passieren und uns an diesem tag zurück auf den Weg nach Obsteig begeben.

Geschichtliches zum Hahntennjoch

Der kleine Ort Pfafflar wurde bereits 1288 erstmals urkundlich erwähnt. Gleichzeitig wurde das Bschlaber Tal wie auch Gramais vom Großraum Imst aus über das Hahntennjoch besiedelt. Die drei im Text benannten Ortschaften Pfafflar, Boden und Bschlabs sind tatsächlich aus Almen entstanden, die damals zur Gemeinde Imst gehörten

In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Landstraße von Elmen nach Bschlabs gebaut, die dann einige Jahre später von Boden in Richtung Bschlabs erweitert wurde. Ab 1937 konnte man so mit dem Auto bis Bschlabs fahren und nach dem zweiten Weltkrieg weiter bis nach Boden. Durch die neue Straße waren die Gemeinden auf einmal besser an das Lechtal angebunden, warum sie 1938 vom Bezirk Imst dem Bezirk Reutte zugeteilt wurden. Damit wurde das Hahntennjoch Bezirksgrenze. Ab 1969 kann man das Hahntennjoch auf gut 29 Kilometern Länge mit Kraftfahrzeugen überqueren und damit die sensationelle Aussicht genießen.

Tipps und mehr

Die ewig Gestrigen mögen sich natürlich über die ungerechtfertigten Tiroler Einschränkungen in Sachen Motorradlärm aufregen und ganz Österreich meiden. Ich bin der Meinung Österreich hat unheimlich viel zu bieten und die Menschen dort sind zumindest mir noch nie unfreundlich begegnet. (Sieht man einmal von einem verwirrten Polizeiamtmann in Matrei Steinach ab) Wir waren wie gesagt in Obsteig untergebracht allerdings gibt es in so gut wie jedem Ort Unterkünfte je nachdem, was man gerne möchte. Auch lädt die Gegend zum Verweilen ein, denn mit dem Kühtai, dem Kaunertal und Kaunergrat, sowie auch den nahliegenden Orten Innsbruck, Mittenwald und Oberammergau hat man tolle Ausflugsziele auf der Karte. Nicht zu vergessen sind auch die Seen und Schlößer und die Area 179. 

Aufpassen sollte man allerdings schon, denn zu hohe Geschwindigkeit kostet und die Gendarme stehen gerne einmal an der einen oder anderen lauschigen Ecke, um mit gezückter Laserpistole für Recht und Ordnung zu sorgen.

Zu guter Letzt, die Pässe der Umgebung sind alle wunderschön und erfahrbar. Respekt sollte man aber durchaus der Natur und auch den anderen Verkehrsteilnehmern entgegenbringen, umso mehr Freude am Fahren hat man durch diese berauschende Bergwelt. Das Hahntennjoch hat im Übrigen wie alle höher gelegenen Übergänge eine Wintersperre und ist zumeist von November bis April geschlossen. Ich

In diesem Sinne #lifeisaride eurer

Torsten Thimm

Passepartout Hahntennjoch the perfect Moment Coordinates: 47° 17′ 14″ N, 10° 39′ 15″ E

Tour tip: Round tour Obsteig Hahntennjoch

The weather is consistently sunny on this day and the morning chill has long since left the area by this late afternoon. It’s mid-August and accordingly warm here on the mountain ridges in the super summer of 2022. After our start in Obsteig, we have already done a sensational round tour and, so to speak, put another treat back for us for just outside the front door, the Hahntennjoch. After turning left in Stanzach and leaving the no less spectacular Namlo Valley behind us, we pass Elmen. Always keeping an eye on the speedometer and, of course, with motorbikes that comply with the highly questionable and discriminatory Tyrolean special regulation of 95 decibels (stationary noise) volume for motorbikes. Speed limits are also a problem to be prepared for, as the forest of signs is now almost comparable to that on German roads and many of them, as here, are also highly superfluous.

The Hahntennjoch

We leave the Lechtal behind Elmen and turn onto the Bschlaber Landesstraße L266, where the fun begins with the first hairpin bend to the right. The road then climbs quickly, with this straight section looking as if it had been tacked onto the mountain. The flat valley disappears more and more in the rear-view mirrors of our machines. We take in the curves and views of summer nature, pass a few small tunnels and avalanche protection structures before reaching Bschlabs. A really beautiful old village, exactly in keeping with the region and crowned by the typical onion dome of its church.

After Bschlabs, the road becomes increasingly spectacular. The curves become noticeably sharper and it winds along steep cliffs that drop off to the right towards the Plötzigbach stream. Before reaching the village of Boden, we look up to the Dremelspitze before turning sharp left to head for the Hahntennjoch. The green traffic light shows us at this moment that the pass is just open. Even though it is the height of summer, it can happen several times a year that the passage is closed due to landslides or falling rocks, as it is in the winter months.

My friends and I quickly realise that we are experiencing one of those perfect motorbike moments just before the end of our tour. On almost perfect asphalt, we take hairpin bend after hairpin bend up the mountain. We enjoy the fantastic nature and the little traffic we encounter. In Pfafflar, which boasts some of the oldest houses in Tyrol, we slow down a bit before accelerating again, leaving the tree line behind us and entering the world of stones after a few more hairpin bends. Towards the high point, the road flattens out and a short time later we are standing at 1,894 metres and the top of the Hahntennjoch pass. The starting point of several hiking trails that run like veins through the alpine meadows with their low vegetation. Tall trees no longer grow here and on the right side of the mountain the power of stone reigns supreme. Signs warn of the extreme danger of mudslides in bad weather, which is no wonder considering the rocky slope ahead.

Just a coffee or a Coke later, we begin the descent and, after the wonderful stone desert, cross what is probably the most impressive section of the Joch. Here, the barely two-lane road nestles close to the bare rock on one side, while a small stone wall and wooden barriers protect it from falling into the depths on the other side. In this area it winds down the mountain like a rattlesnake, which makes the whole thing so dangerous. It is no coincidence that this is one of the places where many accidents happen in the summer months, mostly due to overzealous drivers. Often they just take too many risks overtaking slow-moving road users instead of enjoying nature and having a moment of patience.

In any case, we adapt and only a few kilometres later return to the tree line. A few more bends and the obligatory pasture grate before we pass the Imst town sign and make our way back to Obsteig on this day.

Historical facts about the Hahntennjoch

The small village of Pfafflar was first mentioned in a document in 1288. At the same time, the Bschlaber Valley, like Gramais, was settled from the greater Imst area via the Hahntennjoch. The three villages named in the text, Pfafflar, Boden and Bschlabs, actually originated from alpine pastures that belonged to the municipality of Imst at that time.

In the 1930s, the road from Elmen to Bschlabs was built, which was then extended a few years later from Boden in the direction of Bschlabs. From 1937 onwards, it was thus possible to drive by car to Bschlabs and, after the Second World War, further on to Boden. Due to the new road, the communities were suddenly better connected to the Lechtal, which is why they were assigned to the district of Reutte by the district of Imst in 1938. The Hahntennjoch thus became the district border. Since 1969, it has been possible to cross the Hahntennjoch by motor vehicle for a good 29 kilometres and thus enjoy the sensational view.

Tips and more

The eternally outdated may, of course, get upset about the unjustified Tyrolean restrictions on motorbike noise and avoid the whole of Austria. I think Austria has a lot to offer and the people there have never been unfriendly to me. (Apart from a confused police officer in Matrei Steinach) As I said, we stayed in Obsteig, but there is accommodation in almost every town, depending on what you want. The area also invites you to stay, because with the Kühtai, the Kaunertal and Kaunergrat, as well as the nearby towns of Innsbruck, Mittenwald and Oberammergau, there are great excursion destinations on the map. Not to forget the lakes and castles and Area 179. 

You should be careful, though, because speeding costs money and the gendarmes like to stand at one or the other secluded corner to enforce law and order with their laser pistols drawn.

Last but not least, the passes in the area are all beautiful and can be experienced. But you should show respect for nature and other road users, the more fun you will have driving through this exhilarating mountain world. Incidentally, the Hahntennjoch, like all the higher crossings, has a winter closure and is usually closed from November to April.

In this spirit #lifeisaride yours

Torsten Thimm

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