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Wir Deutschen sind ja unter anderem dafür bekannt, dass wir die ganze Welt bereisen. Carmen und ich nehmen uns da nicht aus und ich glaube sogar, dass wir Südfrankreich mittlerweile besser kennen als unser eigenes Land. Um dem ein wenig entgegenzuwirken, haben wir uns in diesem Jahr entschlossen, einen der schwarzen Flecken auf der deutschen Landkarte zu tilgen und sind in den Harz gefahren. Wir haben uns bewusst für Ruhe entschieden und uns in Sülzhayn mitten im Wald im Hotel Villa Südharz einquartiert. Halbpension Plus hieß die Devise, denn weder Carmen noch ich hätten am Anfang gedacht, dass es so ruhig werden würde 😊.

Kyffhäuser und Barbarossa
Schon am nächsten Morgen scharren die beiden W’s auf dem Parkplatz mit den Reifen und kurz nach dem ausgiebigen Frühstück verlassen wir das herrschaftliche Gebäude in Richtung Kyffhäuser Denkmal. Ja, ich weiß, wir haben vom Harz gesprochen, aber wenn man schon mal in der Nähe ist, dann sollte man sich auch ein solches Monument anschauen, finden wir. Zumal der Weg dorthin, der sogenannte Rennsteig, durchaus seine Reize hat. Vor allem, so stellen wir an diesem Tag fest, wenn unter der Woche nichts los ist und man praktisch alle Straßen der Gegend für sich alleine hat. Carmen und ich nehmen wie immer die kleinen Straßen über Nordhausen, Berga bis zum Kyffhäuserdenkmal, das hoch oben auf dem Berg thront. Wir sind beide schon von weitem sehr beeindruckt von diesem monumentalen Bauwerk, so dass wir die W’s parken und uns auf den Weg zur Turmspitze machen. Bei gut 30 Grad in Mopedklamotten kein Spaß, aber auf jeden Fall ein Erlebnis. Oben angekommen ist die Aussicht über das Land phänomenal, aber auch erschreckend. In manchen Ecken deutet sich sehr deutlich an, was wir am nächsten Tag noch intensiver erleben werden. Der Wald im Harz ist stark geschädigt. Stürme und der Borkenkäfer zerstören die vom Menschen geschaffenen Monokulturen und zeigen deutlich die Fehler der Vergangenheit. Aber die Natur wäre nicht die Natur, wenn sie nicht Wege fände sich zu regenerieren. Denn überall, wo man sie lässt, wächst ein bunter und zugleich starker Mischwald nach, der die Sünden nach und nach verschwinden lässt.











Doch zurück zum Denkmal, denn wir sind mittlerweile auf der Turmspitze des Kyffhäuser angekommen, von der aus man noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel über die Gegend bekommt. Nebenan stehen die Überreste des Barbarossaturms allerdings noch eingerüstet, sodass wir ihn später nur von unten betrachten können. Zeitlich ist das ok so, denn Treppenstufen und Anstiege hatten wir für heute bereits genug. Danach verlassen wir diesen alten Burgberg und setzten unsere Tour in Richtung Norden, und damit zurück in den Harz fort. Vorbei an der Rammelburg, wollen wir eigentlich Burg Falkenstein besuchen. Leider sieht man von ihr auf dem Anfahrtsweg so gar nichts, sodass wir dieses Unternehmen abbrechen und stattdessen die alte Windmühle ein paar Kilometer weiter östlich ansteuern. Über Ballenstedt und vorbei an der Stabkirche in Stiege zeigt sich vor Rotacker ein weiteres Mal das gesamte Ausmaß der Naturkatastrophe, die hier im Gange ist. Weite Flächen waldfrei oder noch bestückt mit einzelnen Baumleichen. Dieser Anblick begleitet uns von da ab immer wieder über Tanne und Zorge bis zurück in unserer Hotel, dass wir rechtzeitig zum Abendessen erreichen. Die W’s knistern noch etwas nach und damit endet die erste Tour unseres Urlaubes und zugleich ein toller Tag.






Zwischen himmlischen Glauben und menschlichem Wahnsinn
Wieder lacht die Sonne, als wir die Vorhänge der Fenster am Morgen zur Seite schieben. Um auch kulturell etwas von der Region mitzunehmen, bleiben wir am zweiten Tag unserer Reise in der näheren Umgebung des Hotels. Mit der KZ-Gedenkstätte Dora Mittelbau beginnen wir den Tagesausflug und erleben, wenn auch nur sehr vage, den Wahnsinn menschlichen Denkens und Handelns. Viele Gebäude aus der NS-Zeit stehen hier nicht mehr, was die bedrückende Stimmung des Ortes aber nicht mindert. Mit sehr gemischten Gefühlen beenden wir den Rundgang recht früh und schauen uns lieber das nahe gelegene Nordhausen näher an. Eine schöne Stadt mit vielen kleinen Ecken, die zum Bummeln einlädt. So vergeht die Zeit natürlich wieder, wie im Flug und ehe wir uns versehen, sind wir erneut auf den W’s und auf dem Weg zum Kloster Walkenried. Ja, denn irgendwie gehören mittlerweile auch solche Orte zu unserem Programm. Vor allem, wenn nur wenige Meter vom Kloster entfernt ein Gasthaus mit frisch duftenden Hähnchen und anderen regionalen Köstlichkeiten lockt. Wir haben in diesem Fall noch Zeit für ein Mittagessen, das wir natürlich in vollen Zügen genießen.











Mit dem Essen verschwinden zumindest bei mir die düsteren Gedanken aus dem Konzentrationslager, die mich doch länger als erwartet beschäftigt haben. „Die Tür steht offen, mehr noch das Herz“, mit diesem Wahlspruch betreten wir das Zisterzienserkloster Walkenried und zugleich eine Welt des guten Glaubens und Handelns. Seit 900 Jahren steht die Abtei oder das, was von ihr zum Teil noch übrig ist, auf ihren Mauersteinen. Viele Epochen haben diese Steine überdauert und wenn sie ihre eigenen Geschichten erzählen könnten, würden zwei Stunden Führung durch die Gänge und Räume wohl bei weitem nicht ausreichen. Es ist faszinierend und der Vorteil neben den interessanten Eindrücken ist die Kühle in den dicken Mauern, die uns dort umgeben. Carmen und ich wissen das in diesem Moment zu schätzen, denn draußen sind die Temperaturen schon wieder nahe der 30-Grad-Marke angekommen. Wie ein Bumerang trifft uns das später beim Verlassen des Klosters. Daher entscheiden wir uns für den gemütlichen Weg zurück ins Hotel, ein paar Kurven hier und dort und ein wenig Entspannung in Form einer Massage und das bald folgende Abendessen.






Rund um den Brocken
Über Nacht sind die Temperaturen etwas gesunken und durch die offene Balkontür weht ein kühler Wind in unser Hotelzimmer. Es kitzelt fast ein wenig an den Füßen und da auch schon der Kaffeeduft durch die Gänge des Hotels zieht, nutzen Carmen und ich die frühe Stunde, um aufzustehen und unsere letzte Tour der Reise zu starten. Von uns aus gesehen liegt der Brocken in nordwestlicher Richtung und ist einer der Anfahrpunkte unserer heutigen Tour. Der im Volksmund genannte Blocksberg ist mit seinen 1141 Metern nicht nur der höchste Berg im Harz, sondern gleich in ganz Norddeutschland.





Über Wietfeld und Elend geht es an diesem Morgen in Richtung Schierke. Dabei überqueren wir fast völlig kahle Berggipfel und mehrfach die Gleise der Brockenbahn. Leider kommt uns keine der prächtigen Dampflokomotiven entgegen. Erst im Bahnhof Schierke treffen wir auf das altertümliche Gefährt und beobachten kurz darauf, wie es unter schwarzem Rauch seine Reise über die Gleise fortsetzt. Wir fragen uns, wie es hier wohl ausgesehen haben mag, als all die nicht mehr vorhandenen Bäume noch gesund waren und standen, denn das Ausmaß ist gerade hier, um ein Vielfaches deutlicher zu erkennen als auf unseren letzten Tourtagen. Mit diesen Gedanken nehmen wir Kurs nach Wernigerode und finden nach ein paar Kurven den passenden Motorradparkplatz direkt vor dem Eingang in die Altstadt. Wer den Harz besucht, sollte auch diese Stadt besuchen, so unsere einhellige Meinung. Denn sie hat tolle Häuser, schöne Geschäfte und viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Carmen findet dort an diesem Tag ihr Geburtstagsgeschenk und wir beide zusammen ein paar sensationelle Windbeutel. Wie wir später erst erfahren ein echtes Highlight der Region und leider in diesem Fall zu spät für uns, da es sogar einen Windbeutel König in Altenau gibt. Der lag dann später sogar auf unserem Weg zurück aber hatte leider an diesem Tag geschlossen.




Hinter Wernigerode fahren wir auf der 241 über Schulberg und dann auf der 498 Richtung Braunlage. Vorher machen wir aber noch einen Zwischenstopp am Okerstausee und lassen uns die kühle Brise des Wassers um die Nase wehen. Auf dem weiteren Weg zum Hotel weckt die Kreuzkammbrücke noch einmal unsere Neugier, bevor wir den Tag über Zorge und Ellrich ausklingen lassen und unser Hotel erreichen. Damit endet unsere Harztour und unser Urlaub für dieses Mal, erneut mit dem knisternden Klang der Auspuffanlagen unserer W’s.



Fazit
Vereint man den Harzer Käse mit hessischem Kulturgut wird daraus Kochkäse was perfekt zum Schnitzel mit Pommes, oder auch zur Musik passt. 😊 Das haben wir leider dort noch nicht etablieren können. Aber sowohl Essen und Trinken wie auch Unterkunft kann man im Harz ganz ausgezeichnet. Und jeder Landstrich sollte ja auch seine eignen Kulturgüter besitzen. Motorrad fahren geht im Harz unter der Woche superb, denn es ist kaum Betrieb auf den Straßen. An den Wochenenden sollt dies allerdings anders sein, haben wir gesagt bekommen. Die Strecken waren genau nach unserem Gusto, die Landschaft trotz der Baumschäden faszinierend und den Rest, ja den Rest solltet ihr einfach mal selbst erfahren und genießen.







Schöne Grüße Carmen und Torsten.
Harz roll with music
We Germans are known, among other things, for travelling all over the world. Carmen and I are no exception and I even think that we know the South of France better than our own country. To counteract this a little, we decided this year to erase one of the black spots on the German map and went to the Harz mountains. We deliberately opted for peace and quiet and settled in the Hotel Villa Südharz in Sülzhayn in the middle of the forest. Half board plus was the motto, because neither Carmen nor I would have thought at the beginning that it would be so quiet 😊.

Kyffhäuser and Barbarossa
The next morning, the two W’s are already scuffing their tyres in the car park and shortly after a hearty breakfast, we leave the stately building in the direction of the Kyffhäuser monument. Yes, I know, we were talking about the Harz mountains, but if you’re ever in the vicinity, you should also take a look at such a monument, we think. Especially since the way there, the so-called Rennsteig, has its charms. Especially, as we discover on this day, when there is nothing going on during the week and you have practically all the roads in the area to yourself. Carmen and I take the small roads as usual via Nordhausen, Berga to the Kyffhäuser monument perched high on the mountain. We are both very impressed by this monumental building from afar, so we park the W’s and make our way to the top of the tower. No fun in moped gear at a good 30 degrees, but definitely an experience. At the top, the view over the country is phenomenal, but also frightening. In some corners it is very clear what we will experience more intensively the next day. The forest in the Harz is badly damaged. Storms and the bark beetle destroy the man-made monocultures and clearly show the mistakes of the past. But nature would not be nature if it did not find ways to regenerate. For wherever it is left, a colourful and at the same time strong mixed forest grows back, gradually making the sins disappear.

But let’s get back to the monument, for we have now reached the top of the Kyffhäuser tower, from which we get a completely different view of the area. Next door, however, the remains of the Barbarossa Tower are still scaffolded, so we can only look at it from below later. That’s okay, because we’ve already had enough stairs and climbs for today. We then leave this old castle hill and continue our tour in a northerly direction, and thus back into the Harz Mountains. Passing Rammelburg Castle, we actually want to visit Falkenstein Castle. Unfortunately, we don’t see anything of it on the way there, so we abandon this venture and head for the old windmill a few kilometres further east instead. Via Ballenstedt and past the stave church in Stiege, the full extent of the natural disaster underway here is revealed once again before Rotacker. Large areas are free of forest or still covered with individual tree corpses. From then on, this sight accompanies us again and again across Tanne and Zorge until we return to our hotel, which we reach in time for dinner. The W’s still crackle a little and thus ends the first tour of our holiday and at the same time a great day.

Between heavenly faith and human madness
The sun is shining again when we push aside the curtains of the windows in the morning. On the second day of our trip, we stay in the immediate vicinity of the hotel in order to take something cultural from the region. We start the day’s excursion with the Dora Mittelbau concentration camp memorial and experience, albeit very vaguely, the madness of human thought and action. Many buildings from the Nazi era no longer stand here, but this does not diminish the depressing atmosphere of the place. With very mixed feelings, we end the tour quite early and prefer to take a closer look at nearby Nordhausen. A beautiful town with many little corners that invite us to stroll around. Time flies again, of course, and before we know it we are back on the W’s and on our way to Walkenried Monastery. Yes, somehow places like that have become part of our programme. Especially when, just a few metres from the monastery, an inn beckons with fresh-smelling chicken and other regional delicacies. In this case, we still have time for lunch, which we of course enjoy to the full.


With the meal, at least for me, the dark thoughts from the concentration camp, which had occupied me longer than expected, disappear. „The door is open, more so the heart“, with this motto we enter the Cistercian monastery of Walkenried and at the same time a world of good faith and action. For 900 years, the abbey, or what is partly left of it, has stood on its wall stones. These stones have survived many epochs and if they could tell their own stories, two hours of guided tours through the corridors and rooms would probably be far from enough. It is fascinating and the advantage, apart from the interesting impressions, is the coolness in the thick walls that surround us there. Carmen and I appreciate that at this moment, because outside the temperatures are already approaching the 30-degree mark again. It hits us like a boomerang later when we leave the monastery. So we decide to take the leisurely way back to the hotel, a few bends here and there and a little relaxation in the form of a massage and the dinner that soon follows.
Around the Brocken
The temperature has dropped a little overnight and a cool breeze blows through the open balcony door into our hotel room. It almost tickles our feet a little and as the smell of coffee already wafts through the hotel corridors, Carmen and I take advantage of the early hour to get up and start our last tour of the trip. Seen from our vantage point, the Brocken lies in a northwesterly direction and is one of the starting points of our tour today. With its 1141 metres, the popularly known Blocksberg is not only the highest mountain in the Harz, but in the whole of northern Germany.
This morning we head towards Schierke via Wietfeld and Elend. On the way, we cross almost completely bare mountain peaks and the tracks of the Brocken railway several times. Unfortunately, none of the magnificent steam locomotives come to meet us. It is not until we reach Schierke station that we meet and shortly afterwards we watch as it continues its journey along the tracks in black smoke. We wonder what it must have looked like here when all the trees that are no longer there were still healthy and standing, because the extent of it is much more visible here than on our last tour days. With these thoughts in mind, we set course for Wernigerode and, after a few bends, find a suitable motorbike parking space directly in front of the entrance to the old town. If you visit the Harz Mountains, you should also visit this town, we agree. It has great houses, beautiful shops and many sights to offer. Carmen finds her birthday present there that day and we both find some sensational cream puffs together. As we find out later, this is a real highlight of the region and unfortunately too late for us, as there is even a cream puff king in Altenau. Later, it was even on our way back, but unfortunately it was closed that day.
After Wernigerode we take the 241 via Schulberg and then the 498 towards Braunlage. But before that we stop at the Oker reservoir and let the cool breeze of the water blow around our noses. On the way to the hotel, the Kreuzkamm Bridge arouses our curiosity once more before we finish the day via Zorge and Ellrich and reach our hotel. Thus ends our Harz tour and our holiday for this time, once again with the crackling sound of our W’s‘ exhausts.
Conclusion
If you combine Harz cheese with Hessian cultural heritage, it becomes a cooked cheese that goes perfectly with schnitzel and chips, or with music. 😊 Unfortunately, we haven’t been able to establish that there yet. But you can eat, drink and stay in the Harz mountains very well. And every region should have its own cultural assets. Riding a motorbike in the Harz is superb during the week, because there is hardly any traffic on the roads. But we were told that it’s different at the weekends. The routes were exactly to our liking, the landscape fascinating despite the tree damage and the rest, well, the rest you should just experience and enjoy for yourself.









Best regards Carmen and Torsten.
Bilder von uns und von Jürgen Ulkan aus der Luft
🙏🙂

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Schön geschriebener Blog, gut zu lesen und schöne Bilder.
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Dankeschön Markus
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