Seit mehr als 40 Jahren produziert das Familienunternehmen Stadler im bayrischen Aidenbach Motorradbekleidung auf höchstem Niveau. 1971 von Johann Stadler gegründet, begann man bereits Mitte der siebziger Jahre damit, Motorradbekleidung aus Leder zu schneidern. Diese Lederkollektionen wurden Anfang der Neunziger durch eine Textilbekleidungslinie ergänzt. Und nachdem man 1991 die Lizenz zur Nutzung der GORE-TEX® Membran bekam, verwendete Stadler dieses Material zuerst für Bekleidung im Behördenbereich, bevor Hans Jürgen Stadler als zweite Generation, in den Familienbetrieb einstieg und es Mitte der neunziger Jahre für den zivilen Bereich salonfähig machte. Nach der Umfirmierung im Jahr 2007 wurde aus der Stadler KG eine GmbH und Hans Jürgen Stadler übernahm die Führung des Unternehmens. Gleichzeitig eröffnet die Firma in Osteuropa eine weitere Produktionsstätte. 2013 investiert das Unternehmen zuletzt noch einmal 2,8 Millionen Euro in die Modernisierung des Stammwerkes, um es für die Zukunft auf feste Fundamente zu stellen. Seither kümmern sich in Aidenbach und im Zweitwerk in Kroatien über 70 Mitarbeiter, um die Zufriedenheit der Kunden und um einen reibungslosen Ablauf im Hause. Dass das viel Arbeit ist liegt auch daran, dass Stadler nicht nur Standardgrößen verkauft, sondern ebenso Sonderanfertigungen in jedwede Richtung anbietet. Eben genau ihrem Credo folgend: Das Produkt richtet sich nach dem Fahrer – nicht umgekehrt. Zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, oder auch untersetzt, all das gibt es hier nicht. Viele Modellinien lassen sich nach dem Gusto des Fahrers passend schneidern. Dazu kann sich der Kunde selbst, via Datenblatt von Stadler zu Hause vermessen, oder aber direkt beim kooperierenden Fachhändler professionell seine Maße bestimmen lassen.
Motorradbekleidung an sich ist ja bekanntermaßen ein immer wiederkehrendes und sehr abendfüllendes Stammtischthema. Daher ist die richtige Passform einer Kombi, oder eines Zweiteilers ein wichtiger Aspekt. Ob Leder, Codura, Jeans, oder was auch immer. Die Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten der Materialien sind so umfassend, wie es verschiedene Typen und Motorräder auf der Straße gibt. Und auch wenn die besten Textilkombis noch immer nicht an die Abriebswerte von Leder herankommen, haben sie doch einige Vorteile gegenüber der Tierhaut. Ein Höchstmaß an Flexibilität und Wasserdichtheit z.B. waren zwei Gründe, die für mich zu Beginn der Motorradsaison 2017, bei der Neuanschaffung im Vordergrund standen. Die alten Klamotten, waren mittlerweile abgetragen, nicht mehr wasserdicht und trugen die äußerlichen Wunden der letzten Jahre mit sich. So landete ich nach einiger Recherche im Internet, auf der Homepage von Stadler und auch auf ihrem Kaufberatungstool. Fix waren die einzelnen Abfragepunkte im Modul durchgeklickt und am Ende gab es zwei mögliche Modellvarianten die meine Bedürfnisse abdeckten.
Meine Wahl fiel auf die Tour Variante, aus dem Modul EVO System des Herstellers. Einem System das so ganz anders arbeitet, als die Systeme die ich bis dato kannte. Während die meisten Hersteller eine Regenmembran und ein Innenfutter, zum Teile herausnehmbar, in der Jacke bzw. Hose verbauen, besteht das EVO System aus einem Sommeranzug, kombiniert aus CORDURA® 500, CORDURA® Air, dynatec® Reflex, dynatec® Air, mit einem Netzfutter darin. In ihm sind zudem die CE-geprüften Protektoren untergebracht, sowie eine Materialdoppelung an den neuralgischen Stellen, im Schulter- und Ellenbogenbereich. Auch bei der Hose, die natürlich gleichermaßen aufgebaut ist, hat man neben den Protektoren, in Hüfte und Knie, Verstärkungen eingebaut, die im Falle eines Falles den Schutz erhöhen. Damit fährt man bei sommerlichen Außentemperaturen mit einem absolut winddurchfluteten, aber sicheren Gefühl durch die Landschaft, mit Ausnahme des Brustbereiches. In diesem gefährdeten Körperbereich, könnte man nicht nur bei Stadler, sondern auch bei 90% der übrigen Hersteller noch einmal in sich gehen und schauen wie man den Schutz z.B. mit Protektoren verbessern könnte. Neben dem sonst tadellosen Tragekomfort, runden zwei wasserdicht konstruierte Außentaschen, zwei Brusttaschen, eine Armtasche und eine Innentasche das Ganze ab. Und auch in der Hose findet sich in den zwei Cargotaschen an den Beinen und den zwei normalen Taschen im Hüftbereich genügend Stauraum, um seine Utensilien unterzubringen.
Doch fahren die meisten Motorradfahrer einschließlich mir ja nicht nur bei Sonne und warmen Temperaturen durch die Gegend! Wird es gegen Herbst hin kühler draußen, oder beginnt es gar zu regnen, wird der Sommerkombi durch ein dreilagiges GORE-TEX® Laminat in Form einer Außenjacke und Hose ergänzt. Sie stellen die Dichtheit in Sachen Wasser und Wind des EVO Systems her. Man zieht sie einfach über den Sommeranzug und damit eben andersrum, als bei den meisten herkömmlich bekannten Systemen und verbindet die beiden Schichten via Druckknopf miteinander. Der daraus resultierende, Komplettanzug wirkt anfangs steif. Doch daran gewöhnt man sich recht schnell, da es den Gesamtkomfort nicht sonderlich einschränkt. Ganz im Gegenteil sogar, denn durch die Steifigkeit hat der Anzug den Vorteil, dass er auch bei höherem Tempo nicht herumflattert und Unruhe ins Fahrwerk bringt. Durch das Dreilagenlaminat der Außenhaut, kann sich außerdem die Regenmembran nicht so schnell durchscheuern, was das Ganze auf Dauer natürlich haltbarer macht. Was bleibt ist das Gesamtgewicht von rund sieben Kilogramm, wobei die Hauptlast mit fünf Kilo auf dem Innenkombi liegt. Sieht man es jedoch aus dem Sicherheitsaspekt heraus ist es klar, Knautschzone in Form der Protektoren wiegt halt etwas, da geht trotz Meshgewebe kein Weg dran vorbei.
Und der Außenkombi? Zwei Kilo sind nicht sehr viel doch während die Außenjacke im Brust-, Rücken und unteren Achselbereich reichlich Belüftungsschlitze aufweist, kommt die Hose vollkommen ohne Belüftung daher. Das hat zur Folge, dass es bei sommerlichen Temperaturen in längeren Tourpausen durchaus zu reichlich Wärmeentwicklung unter den Laminatschichten kommen kann. Allerdings birgt eine solche Belüftung auch immer die Gefahr, ein vorher dichtes System undicht zu bekommen. Das dürfte auch der Grund dafür sein, warum die Außenhose über keinerlei zusätzlicher Taschen verfügt. Die Jacke hingegen scheint hier weniger anfällig zu sein, denn dort finden sich noch einmal, zwei weitere, wasserdicht konstruierten Außentaschen, eine Armtasche, eine wasserdichte Blendentasche, eine ebenfalls wasserdichte Innentasche, sowie eine Tasche die innenliegend im Futter integriert und mit einem Tragegurt ausgestattet wurde, um die Laminat-Außenjacke zu verstauen. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Man legt die Außenjacke lediglich links herum zusammen, stülpt das Innenfutter darüber und hat ruckzuck ein handliches Bündel zum Umschnallen. Ja richtig gelesen, ein Bündel zum Umschnallen um die Hüfte. Da die Hose aber nicht mit in diese Tasche passt, sieht es in der Praxis so aus, dass die Außenhaut zumindest bei mir im Topcase, oder der Hecktasche des Mopeds verstaut ist. So ausgerüstet lässt es sich zu jeder Jahreszeit einwandfrei Touren, ohne Angst zu haben von Wetterkapriolen überrascht zu werden.
Mein Fazit nach 5000km mit dem Anzug lautet daher!
Der Tour EVO Kombi ist in jeder Hinsicht seinen Preis von runden 2150 Euro wert. Nicht nur dass er wasserdicht und atmungsaktiv ist, nein auch seine Variabilität und sein Stauraum mit den vielen durchdachten Taschen zeichnen ihn aus. Mit Zeit gewöhnt man sich an den etwas steifen Tragekomfort und das Gewicht des Komplettsystems und spürt stattdessen die Sicherheit, die man sich als Motorradfahrer im täglichen Gebrauch einer solchen Kombi wünscht. Denn sie ist und bleibt nun einmal die einzige Knautschzone die wir aktiv auf dem Zweirad besitzen.
Weitere Infos, Kaufberatung und den Händlernachweis erhält man unter Stadler Motorradbekleidung oder unter der Telefonnummer 08543/96200 im bayrischen Aidenbach.
Beste Grüße und Lifeisaride
Torsten Thimm