BMW Heritage Ride 2022 (English Version Below)

Nun hier sind wir also wieder zum zweiten Heritage Ride seiner Art. Erfreulicherweise findet diese Veranstaltung von BMW-Motorrad erneut im Allgäu statt und wie 2021 fahren wir mit den wohl ursprünglichsten Modellen des Herstellers, den Luft/Öl gekühlten Boxern durch die Voralpine Bergwelt. Dabei sind neben den aktuellen Nine T-Modellen auch die R18-Modelle in all ihren Versionen mit am Start. Für abwechslungsreiche Fahrerlebnisse ist also definitiv gesorgt und das Ganze wird untermalt von sonnigem Wetter und der frühsommerlichen Natur, in der wir uns bewegen.

Tag eins der Nine T Tag

Der Morgen beginnt mit Kurven und die ersten liegen bereits hinter uns. Mit Nine T’s kenne ich mich mittlerweile gut aus und habe mir zum Einfahren heute gleich einmal den Scrambler geschnappt. Eines der beiden Modelle aus der Serie die mir neben der Standard Pure noch fehlen. Vergleichbar mit der Urban GS liegt die Lenkstange des Scramblers sehr gut in meinen Händen, jedoch scheint der vorherige Fahrer etwas grösser als ich gewesen zu sein, denn die Position der Lenkstange ist eindeutig zu weit nach vorne gedreht. Macht nichts denke ich mir so, denn bis auf diese Kleinigkeit passt der Rest auf der Maschine ganz ausgezeichnet. Der Boxer in seiner neusten Version dreht freudig nach oben und ergießt seinen sonoren Klang in die Natur, was mir wiederrum ein fröhliches Lächeln unter den Helm zaubert. Zudem hat diese Maschine noch reichlich Verschönerungen mit an Bord die den Gesamteindruck noch einmal erheblich aufwerten. Neben dem komplett gebürsteten Tank mit Sichtschweißnaht und den Gold eloxierten Felgen erregen auch die gefrästen Zylinder- und Motorabdeckungen eine gewisse Aufmerksamkeit. Die rot bezogene Sitzbank rundet das Bild ab, ist aber mit der Zeit gerade am Tankübergang aus meiner Sicht etwas zu unbequem kantig. So war mir das 2021 aus einem der vorherigen Tests mit der Urban GS nicht in Erinnerung geblieben, obschon die Geometrie bei beiden Maschinen identisch ist.

Derweil sind wir im Naturschutzgebiet Hinterriss angekommen. Einer faszinierend schöne Ecke deren Bergspitzen die 2000er Höhenmarke erreichen. Der große Ahornboden rund um das Almdorf Eng setzt dann mit seinen uralten Ahornbäumen inmitten dieser Natur gewachsenen Berglandschaft noch einmal das I-Tüpfelchen oben auf. Der Mittag dort oben vergeht jedenfalls mit Fotoshooting und Mittagessen leider irgendwie wie im Flug und kurze Zeit später fahre ich frisch gestärkt mit einer ganz puren Nine T Pure wieder aus dem Tal heraus.

Die Pure

Manche BMW-Verantwortlichen sagen selbst das sie dieses Modell vollkommen unterschätzt haben. Warum naja wer wird sich schon eine gewöhnliche Telegabel und weniger Ausstattung kaufen, wenn es doch die große Nine T mit allem gibt? Anscheins ziemlich viele Menschen, denn aus meiner Sicht ist die Pure handlicher, wesentlich agiler und fühlt sich trotz der nicht einstellbaren Telegabel keineswegs unterdämpft an. Für mich ist sie an diesem Tag jedenfalls genau der passende Freudenspender als Kontrast zum vorher gefahrenen Scrambler. Dabei hat erneut der Boxer einen gehörigen Anteil denn sein Drehmoment und Klang machen auch in der Pure gehörigen Spaß. Auch hier passt die Geometrie für mich und meine doch etwas kürzeren Gliedmaßen sehr gut, ja kommt mir sogar entgegen. Der Nachmittag nimmt jedenfalls mit vielen Kurven und tollen Aussichten seinen Lauf und ehe wir uns versehen, sind wir am Tegernsee und im Hotel angekommen.

Mit einer neuen Erkenntnis für mich. Scrambler und Pure sind schöne Modelle, bereiten Freude und sind super zu individualisieren, allerdings bleibt mein persönlicher Favorit die Urban GS, eben weil sie noch etwas eigener als diese beiden Modelle ist.

Tag 2 let’s go Big mit der R18

Nach reichlich Benzingesprächen und einem rundum gelungenen Abend startet der zweite Tag ähnlich wie der Erste sonnig und wirklich warm. Nach dem Frühstück geht’s zur Fahrzeugausgabe denn heute sind die großen Maschinen dran. Ja die R18 und ihre beinahe Maßkrug großen Zylinder hat schon etwas Monumentales an sich. Mittlerweile kenne ich auch hier die einzelnen Versionen sehr gut und neben der First Edition (bzw. nackten Variante) hat es mir die Classic angetan. Ihre zusätzlichen Scheinwerfer, die Packtaschen und nicht zuletzt die Scheibe machen den Kurztrip mit noch überschaubarer Ausstattung zum Vergnügen. Zumal hier auch eindeutig die Beinlänge hinter den dicken Boxerzylindern für mich stimmt. Nach einem kurzem Stopp am See und dem dazugehörigen Fotoshooting geht es dann auch schon wieder weiter und ja es ist einfach die Pure Freude am Fahren, um den hauseigenen Slogan einmal zu erwähnen. Die Strecken sind smooth es ist wenig Verkehr und die Classic rockt im dazu passend gewählten Fahrmodus fröhlich vor sich hin. Sicherlich ist sie etwas ganz anderes als die Nine T Modelle und auch als das was man sonst gemeinhin so in diesem schweren Segment auf dem Markt angeboten bekommt. Aber diese Eigenheit macht sie auch aus und für mich endet dieser Morgen, wie der Abend zuvor mit einem Lächeln unterm Helm und einem weiteren Shooting.  

Next Level die R18 Transcontinental

Als das Shooting endete war ich nur für einen Moment unaufmerksam und schon war die Classic weg. Da stand sie nun also vor mir die Letzte der R18 Serie die ich noch nicht gefahren bin. Schon dem Bagger stand ich etwas skeptisch gegenüber als es zum Test ging und die Transcontinental ist von allem noch mal eine Stück mehr. Ihre lenkerfeste Verkleidung die sie mit dem Bagger teilt, die Koffer und das gewaltige Topcase, nun für mich zu viel des Guten. Mal ganz abgesehen von der vollen Hütte an Technik und elektronischen Helfern die hier verbaut wurden. Aber um sich eine reale Meinung bilden zu können muss man sie einfach auch einmal fahren. Mit Kraft hebe ich sie aus dem Seitenständer, pack meine Füße auf die Trittbretter und schon geht die Fahrt los. Nein keinesfalls emotionslos, aber mein Verdacht bestätigte sich schon nach wenigen Metern. Der fehlende Fahrtwind bei gut 30 Grad Außentemperatur ist eine Sache, die nicht zu mir passt und der Zufall will es das wir ausgerechnet auf ein Stück mit viel Stopp and Go Verkehr kommen. Ja was soll ich sagen ihr Gewicht lässt sich hier nur schwer kaschieren. Wir werden nicht warm miteinander, was mich dazu bringt, dass trotz meiner positiven Einstellung ihr gegenüber es ähnlich wie beim R18 Bagger nicht meine favorisierte Versionen dieser Maschine sind. Wer allerdings gerne Strecke macht und zudem lange Geraden liebt, für den ist so eine TC ein ausgezeichnetes Gefährt, das mit üppiger Ausstattung glänzt und zudem sowohl für den Fahrer wie auch den Beifahrer eine Menge Komfort zu bieten hat. Bis zur anstehenden Mittagspause begleitete mich die TC und ich gestehe ehrlich beim Einparkten vor dem Restaurant hätte ich sie beinahe noch wegen dem Rollsplitt am Parkplatz geschmissen. Der verbaute Rückwärtsgang in den Modellen ist hier also durchaus eine sinnvolle Ergänzung.

Einen Schritt zurück ist manchmal besser

Gut also, dass die Maschine noch andere Fahrer aus meiner Gruppe begeisterte, denn so konnte ich nach dem Mittagessen erneut die Classic besteigen, während die Dicke in andere Hände überging. Schon kurze Zeit später war das morgendliche Crusinggefühl wieder zurück. Leichter und trotz ihrer Größe einfach handlicher, wenn man von so etwas bei der R18 sprechen darf, mit einem leichte Windzug genoss ich die nächsten Kilometer. Am Ende nahm ich mit ihr dann auch die letzten Kurven des Tages zurück zum BMW-Depot, bevor ich zufrieden den Heimweg mit meiner guten alten R12R antrat.

Fazit

Heritage: Im Wikipedia wir bei diesem Begriff, wenn man ihn ins deutsche übersetzt von Erbe gesprochen. Nun ist es natürlich leicht Familienerbstücke in Form von Gold, Schmuck und Ähnlichem weiter zu vererben. Bei einem Motorrad wird dies erheblich schwerer. Wenn man die grazilen alten BMW-Motorräder sieht und daneben die gewaltige R18 oder sogar schon die Nine T Modelle versteht man dies sehr schnell. Und doch bleibt aus meiner Sicht neben dem Boxerantrieb bei allen diesen Motorrädern auch die Freude am Motorrad fahren als Erbgut bestehen, sodass man durchaus sagen kann, Heritage ist zugleich modern und die unter Umständen einfach entspanntere Art des Fahrens auf zwei Rädern.

BMW Heritage Ride 2022

So here we are again for the second Heritage Ride of its kind. Fortunately, this BMW motorbike event is once again taking place in the Allgäu and, as in 2021, we will be riding the manufacturer’s most original models, the air/oil-cooled boxers, through the foothills of the Alps. In addition to the current Nine T models, the R18 models in all their versions will also be at the start. So a varied driving experience is definitely guaranteed and the whole thing is underpinned by sunny weather and the early summer nature in which we are moving.

Day one of the Nine T Day

The morning starts with curves and the first ones are already behind us. I know my way around Nine T’s by now, so I grabbed the Scrambler right away today to break it in. It’s one of the two models from the series that I’m still missing, along with the standard Pure. Comparable to the Urban GS, the handlebars of the Scrambler fit very well in my hands, but the previous rider seems to have been a bit taller than me, because the position of the handlebars is clearly turned too far forward. Never mind, I think to myself, because apart from this little thing, the rest of the bike fits perfectly. The latest version of the Boxer revs joyfully upwards and pours its sonorous sound into nature, which in turn puts a happy smile under my helmet. In addition, this machine has plenty of embellishments on board that considerably enhance the overall impression. In addition to the completely brushed tank with visible welding seam and the gold anodised rims, the milled cylinder and engine covers also attract a certain amount of attention. The red upholstered seat completes the picture, but over time it has become a little too uncomfortably angular, especially at the tank transition, in my view. This is not how I remembered the 2021 from one of the previous tests with the Urban GS, although the geometry is identical on both machines.

Meanwhile, we arrived at the Hinterriss nature reserve. A fascinatingly beautiful corner whose mountain peaks reach the 2000m altitude mark. The large Ahornboden around the alpine village of Eng with its ancient maple trees in the midst of this naturally grown mountain landscape puts the icing on the cake. The midday photo shoot and lunch up there unfortunately fly by and a short time later I leave the valley freshly refreshed on a pure Nine T Pure.

The Pure

Some BMW managers themselves say that they have completely underestimated this model. Why well, who will buy an ordinary fork and less equipment when there is the big Nine T with everything? Apparently quite a few people, because from my point of view the Pure is more manageable, much more agile and, despite the non-adjustable telescopic fork, does not feel at all underdamped. For me, in any case, on this day it is exactly the right source of joy as a contrast to the Scrambler I had ridden before. Once again, the boxer engine has a big part to play, because its torque and sound are also a lot of fun in the Pure. Here, too, the geometry suits me and my somewhat shorter limbs very well, and even suits me. In any case, the afternoon continues with lots of bends and great views and before we know it, we have arrived at Tegernsee and the hotel.

With a new insight for me. Scrambler and Pure are beautiful models, are fun to ride and can be customised, but my personal favourite remains the Urban GS, precisely because it is a bit more unique than these two models.

Day 2 let’s go Big with the R18

After plenty of petrol talks and an all-round successful evening, the second day starts similarly to the first, sunny and really warm. After breakfast, it’s time to go to the vehicle collection because today it’s the turn of the big machines. Yes, there is something monumental about the R18 and its almost mug-sized cylinders. By now I know the individual versions very well and besides the First Edition (or naked version), I’m really taken with the Classic. Its additional headlights, the panniers and, last but not least, the windscreen make the short trip with still manageable equipment a pleasure. Especially since the leg length behind the thick boxer cylinders is clearly right for me. After a short stop at the lake and the associated photo shoot, we set off again and yes, it is simply the pure joy of riding, to mention the in-house slogan for once. The tracks are smooth, there is little traffic and the Classic rocks merrily along in the appropriately selected driving mode. Certainly, it is something quite different from the Nine T models and also from what is usually offered on the market in this heavy segment. But this peculiarity also makes it stand out and for me this morning, like the evening before, ends with a smile under my helmet and another shoot. 

Next Level the R18 Transcontinental

When the shooting ended I was only inattentive for a moment and the Classic was already gone. There it was, the last of the R18 series that I had not yet ridden. I was already a bit sceptical about the Bagger when I went to test it and the Transcontinental is a bit more of everything. Its handlebar-mounted fairing, which it shares with the Bagger, the panniers and the enormous topcase, well too much of a good thing for me. Not to mention the full hut of technology and electronic helpers that have been installed here. But to form a real opinion, you simply have to ride it. I powerfully lift it out of the side stand, put my feet on the running boards and off I go. No, by no means emotionless, but my suspicions were confirmed after just a few metres. The lack of wind at an outside temperature of 30 degrees Celsius is something that doesn’t suit me, and it just so happens that we come to a stretch with a lot of stop-and-go traffic. Yes, what can I say? Her weight is hard to conceal here. We don’t warm up to each other, which leads me to the conclusion that despite my positive attitude towards it, it’s not my favourite version of this machine, similar to the R18 Bagger. However, for those who like to go for a ride and also love long straights, such a TC is an excellent vehicle that shines with lavish equipment and also has a lot of comfort to offer for both the driver and the passenger. The TC accompanied me until the upcoming lunch break, and I confess that when I parked in front of the restaurant, I almost threw it over because of the gravel in the car park. So the built-in reverse gear in the models is definitely a useful addition here.

Sometimes it’s better to take a step back

So it was a good thing that the bike inspired other riders from my group, because after lunch I was able to mount the Classic again while the fat one passed into other hands. A short time later, the morning crusing feeling was back. Lighter and despite its size simply more manageable, if one may speak of such a thing with the R18, with a light breeze I enjoyed the next kilometres. In the end, I took the last curves of the day back to the BMW depot with it, before I contentedly made my way home with my good old R12R.

Conclusion

Heritage: In Wikipedia, this term, when translated into German, means inheritance. Of course, it is easy to pass on family heirlooms in the form of gold, jewellery and the like. With a motorbike, this becomes considerably more difficult. When you see the graceful old BMW motorbikes and next to them the mighty R18 or even the Nine T models, you understand this very quickly. And yet, from my point of view, in addition to the boxer drive, the joy of riding a motorbike also remains as a heritage in all of these motorbikes, so that one can definitely say that heritage is both modern and, under certain circumstances, simply the more relaxed way of riding on two wheels.

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