Motorradtour: Roadtrip Dreiländereck! Der Weg zu den Kurven…

……. nimmt manchmal überraschende Straßen und so landet man an einem Ort, den man anfangs gar nicht erwartet hätte. In unserem Fall ist es Mitte Juni und wir verlassen die Autobahn an der Abfahrt Landeck, um ins Paznauner Tal einzubiegen. Ein Stichtal entstanden wie viele Täler der Gegend durch einen Gletscher, an dessen Ende die Silvretta Hochalpenstraße die Berge teilt.

Doch dazu später mehr, denn in See angekommen werden wir zuerst einmal herzlich von Jan und Regina begrüßt, die hier seit vielen Jahren und mit viel Liebe das Apart Vivaldi betreiben Apart Vivaldi. Eine motorradfreundliche Unterkunft mit Herz und Seele, was nicht zuletzt auch damit zu tun hat, dass Jan sein Herz außer an Regina auch ans Motorradfahren verloren hat. Die geräumigen und hellen Zimmer heben zudem die Laune und können zum Teil auch als Apartment für Gruppen genutzt werden. Der Aufenthaltsraum im Erdgeschoss ist lichtdurchflutet und die beiden Besitzer sorgen dafür das es ihren Gästen an nichts fehlt.

Fehlen tut im Übrigen auch sonst gar nichts im schönen Österreich, denn die Gegend ist perfekt gelegen, um Touren im 5 Länder Eck zu veranstalten, aber auch spannende Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten mit in die Tour einzuplanen. Carmens und meine erste Tour mit unseren Retro W’s führt uns jedenfalls gleich mal übers Inntal und Pfunds hinein in die Schweiz. Der Flüela- und der Albulapass sind lohnende Ziele und wem die Zeit noch reicht, der nimmt gleich auch noch den Ofen- und Umbrailpass mit. Da wir auf den kleinen Straßen unterwegs sind und uns viel Zeit für Fotos nehmen, fällt der Letztgenannten an diesem Tag für uns aus. Aber das stört uns auch nicht weiters, denn das Wetter ist ein Traum und die Berge haben uns längst in ihren Bann gezogen. Wir überqueren den Flüela rollen durch Davos und nehmen die ersten Kurven der Albula unter die schmalen Reifen der Kawasakis. Weite Blicke wohin das Auge reicht, Wasserfälle und immer wieder das Lichtspiel der Berge führen uns durch die Kehren bis zum Gasthaus Albula-Hospiz in 2315 Metern Höhe. Hier wird uns auch klar, warum recht wenige Deutsche Biker zu sehen sind, denn der Preis ist heiß. 50 Euro eins zu eins von den Schweizer Franken umgerechnet werden wir für zwei Cola einen Cappuccino und 2-mal Pasta los. Doch der Launeverlust währt nur kurz, zu viel liegt vor uns und das nehmen wir an diesem Nachmittag noch mit, bevor wir wieder im Apart Vivaldi landen.

Der nächste Tag hält außer Sonne zuerst einmal den Vinschgau für uns parat. Über die Engstelle an der alten Festungsanlage vor Nauders gelangen Carmen und ich zum Reschen und vorbei am berühmten Kirchturm im Wasser. Ein paar Kurven später landen wir dann erneut in der Schweiz, wo uns der etwas grimmig dreinschauende Zöllner doch freundlich durchwinkt. Der Umbrailpass ist unser erstes Ziel heute und dem Spruch folgend ,,Der frühe Vogel fängt den Wurm‘‘ ist dieser Wurm aus mittlerweile bestem Teer fast komplett leer an diesem Morgen. Jan’s Tipp war also goldrichtig. Leider macht uns heute das Wetter etwas zu schaffen, denn während es am Umbrail noch gerade so geht, bleibt bei einsetzendem Regen die berühmte Bratwurst am Stilfser Joch heute aus. Nach den 48 Kehren ist aber auch der Spuk vorbei und in der Ortler-Bar in Schludens lässt es sich vorzüglich speisen. Noch einmal über den Vinschgau nehmen wir bei der Rückfahrt die andere Seeseite des Reschensees und genießen den Blick den die schmale Straße hin und wieder freigibt. Bei Nauders biegen wir dann noch einmal links ab, queren die Norbertshöhe und den Inn am Ende der Martinsbrucker-Bundesstrasse, bevor wir in Viandi den Abzweig nach Samnaun und die dunklen Tunnel wählen. Die Streckenführung ist anspruchsvoll und die unbeleuchteten Tunnel landen zum Chillmodus ein. Samnaun das zollfreie Paradies indes lassen wir aufgrund der späten Uhrzeit links liegen und cruisen zurück nach See. Diesmal allerdings mit dem Abstecher über Tobadill als kleines Schmankerl zum Schluss des Tourtages.

Da der Mittwoch aufgrund des Wetters, es regnete nur einmal an diesem Tag, von morgens bis abends, im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel, hatten wir viel Zeit den Donnerstag vorzubereiten. Mit Hilfe von Jan’s Wissen, dem Routenplaner Kurviger.de und dem umfangreichen Kartenmaterial im Haus bauten wir eine Tour, die neben Kurven auch Geschichte und Natur vereinte. Erneut starteten wir früh, stiegen in Fließ in die Kurven ein und besuchten das Naturparkhaus am Kaunergrat. Kaunergrat Wer mehr möchte, sollte auch das Museum in Fließ besuchen, Fließ Museum denn es hat eine Menge an Geschichte zu bieten. Auf dem Kaunergrat nahmen wir indes allen Mut zusammen und gingen auch auf die Aussichtsplattform um freitragend in schwindelnder Höhe den Blick ins Inntal genießen und bildlich festzuhalten zu können. Mit dem anschließenden Naturpark Piller Hochmoor Piller Moor und einem zünftigen Mittagessen auf der voll anfahrbaren Gogles Alm endete der erste Teil des Tages mehr als zufriedenstellend.

Über die Höhenstrasse ging die Tour nach dem Mittag an weiter. Mitten hinein ins Kaunertal und auf die Kaunertaler Gletscherstrasse. Diese mit einer Maut belegte Straße, man muß es sagen ist jeden gezahlten Cent wert. Die Natur erschlägt einen förmlich mit ihrer Energie und macht und vor allem auch ihrer Schönheit. Serpentine um Serpentine geht es aufwärts, vorbei an dutzenden Wasserfällen, Steinformationen, Murmeltieren und dem sich immer weiter zurückziehenden Gletscher. Vom dereinst stolzen Eispanzer ist nicht mehr viel zu sehen. Der Rest ist immer noch gewaltig, wird jedoch stetig weniger und das Gesamtbild der Region irgendwann komplett verändern. Umso mehr genießen Carmen und ich den vollkommen ruhigen Moment an der Weissseespitze, bevor die Abfahrt und der Weg zurück in die Pension beginnt.

Nach einer weiteren ruhigen und vor allem auch entspannenden Nacht bei Jan und Regina begrüßt uns der Freitagmorgen mit Sonne und einem strahlend blauen Himmel. Erinnerungen werden wach, denn heute geht es zum Abschluss der Reise noch einmal hoch hinaus und ein wenig zurück in die Vergangenheit. Die Silvretta steht auf dem Plan und damit eine der Königinnen der Alpen. Zugleich schwirren uns beim Frühstück aber auch die Gedanken an unsere erste gemeinsame Motorradreise durch den Kopf, die uns im September 2003 schon einmal auf die Bieler Höhe führte. Wir starten die W’s tanken noch einmal voll und beginnen die Fahrt durchs langgezogene Tal hinauf bis zum ersten Abzweig am Kops Stausee. Grüne und saftige Almen begleiten unseren Weg. Wasser sprudelt und fällt aus jeder offenen Ritze im Berg und den Kühen auf den Weiden sieht man ihre Lebensfreude im wahrsten Sinne des Wortes an. Die Motoren verstummen am Talende, Ruhe kehrt erneut ein und der Blick über das Staubecken hinauf in die mächtigen Berge zieht uns in den Bann. Es dauert eine Weile, als uns ein forscher Italiener aus den Gedanken holt, weil er ein Foto von sich und seinem Fahrrad vor der fantastischen Kulisse haben möchte. Wir tun ihm natürlich gerne den Gefallen, bevor auch wir wieder die Stille durchbrechen und weiterfahren. Nächstes Ziel ist die Bieler Höhe, doch bis dorthin dauert es. Noch ein weiteres Mal für diesen Tag packt uns die Natur. Ein Foto hier, ein weitere Stopp da und noch ein Foto, man könnte alle paar Meter anhalten. Wir nehmen es mit wie es kommt und tatsächlich irgendwann haben wir die Höhe erreicht und überschritten und finden uns in den Serpentinen talwärts wieder. Mit dem Glück am Morgen wird es allerdings Zusehens schlechter, sodass wir aufgrund des stark zunehmenden Verkehrs entscheiden die Tour umzuplanen und die Fontanelle, sowie den Alberg mit einzuplanen. Eine gute Entscheidung wie sich herausstellt, denn wir finden einen traumhaften Platz zum Picknick an diesem Tag. Das erste Mal lassen Carmen und ich die Woche ein wenig Revue passieren, genießen den Blick ins Tal und fahren danach noch einmal in diesem Urlaub zurück ins Apart Vivaldi, um dort den letzten Abend mit Jan und Regina und den anderen Gästen zu verbringen.

Fazit der Reise
Wenn man überhaupt ein Fazit schreiben kann, würde ich sagen, sie war bis auf den verregneten Mittwoch vollkommen gelungen. Neben der tollen Unterkunft mit einem klasse Frühstück, spricht für Österreich auch der Rest der Kulinarik. Hier erlebt man Motorrad fahren, Wein und Kultur in einem. Serviert von netten und zuvorkommenden Menschen, die wissen was sie an ihrem Land haben und es zudem gerne mit uns teilen. Hin und wieder wünschte ich mir, dass gerade die deutschen Motorradfahrer ihren beruflichen Stress etwas mehr zu Hause lassen würden, denn keiner stand beim Überholen mehr unter Strom in der Masse gesehen wie sie. Motorrad fahren ist ein großartiger Part des Ganzen, aber wer sich Zeit nimmt, findet wahrlich noch viel viel mehr.

In diesem Sinne #lifeisaride #ttmotorbikeblog

https://youtu.be/rzMQsxBlfNQ

Torsten Thimm

Danke an dieser Stelle noch mal an Jan und Regina Apart Vivaldi 

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