Spessarttour https://kurv.gr/VZRys
Langsam wird es Zeit, die Stille und Dunkelheit des Winters hinter sich zu lassen. Zum Glück sind die Tage mittlerweile auch schon wieder länger und hier und da schaut der Frühling schon spitzfindig um die Ecke, was die Sache erleichtert. Die Straßen sind durch die Regenfälle der letzten Tage größtenteils vom Salz befreit und so steht der ersten großen Tour des Jahres nichts mehr im Wege. Praktisch dabei ist es natürlich wenn man wie wir die schönsten Mittelgebirge quasi vor der Haustür hat und das Frühlingserwachen live miterleben kann.

Der Spessart
Nicht umsonst war er in früheren Zeiten wegen seiner dunklen, unwegsamen Wälder bei Räubern und Dieben beliebt. Was dort verschwand blieb es meist auch, oder tauchte zumindest nicht so schnell wieder auf. Seine Walddichte ist tatsächlich auch heute noch beeindrucken und seine Kurven bei vielen Motorradfahrern berüchtigt. Und gerade im Gegensatz zum benachbarten Bruder, dem Odenwald, verteilen sich die Besuchermassen hier einfach viel besser.
Von Groß-Umstadt aus folgen wir den leeren Landstraßen nach Nordosten. Schnell ist der Dunstkreis der umliegenden Mainmetropolen vergessen. Aschaffenburg lassen wir praktisch links liegen und gelangen durch die romantischen Dörfer mitten hinein ins Kurvengewimmel. Viele „Thäler“ begleiten uns dabei und machen uns die Streckenwahl sichtlich schwer. Habichtsthal, Heimbuchenthal oder Jakobsthal? Carmen und ich entscheiden uns heute der spannenden Streckenführung wegen für das Jakobsthal. Flott schwingen wir uns die Kurven bis zum Gasthaus „Zum Engländer“ hinauf, dass neben Kaffee und Kuchen auch eine kleine Speisekarte mit Hausmannskost bereithält. Noch ist es Vormittag, daher begnügen wir uns mit einem Cappuccino, bevor wir unsere W’s erneut starten und die Tour fortsetzten.
Die Kurven fliesen geradezu vor und dahin und da wir gut in der Zeit liegen, machen wir noch ein paar ausgedehnte Schlenker nach links und rechts. Dabei nehmen Carmen und ich die vorher schon genannten restlichen „Thäler“ der Gegend mit und landen zur Mittagszeit hinter Rohrbrunn am berühmten Äppelwoiäquator. Er bildet, wie es auf der Tafel des kleinen Hinkelsteins steht, die Sprachgrenze zwischen dem Rheinfränkischen und dem Ostfränkischen Dialekt.
Nur wenige Kurvenkilometer später biegen wir dann rechts in den Wald ab. Hier liegt von Hochwald und einer dicken Mauer idyllisch umgeben die Kartause Grünau. Wer bisher noch keinen Hunger hatte, der bekommt ihn spätestens wenn er die Speisekarte dieses Kleinods studiert hat. Die Atmosphäre unter den großen Bäumen und im Innenhof ist unheimlich gemütlich und daher vergeht die Zeit wie im Fluge. Es heißt also aufpassen, dass man sich nicht verhoppast und die Zeit gleich ganz vergisst.





Wasser und Wein
Aber wir haben heute noch mehr vor und so geht jede Pause einmal zu Ende. Nur wenige Kilometer nach der Kartause erreichen wir bei Hasloch den Main. Dem Flusslauf folgen wir allerdings nur wenige Kilometer bis Kreuzwertheim, bevor wir bei Wertheim ins liebliche Taubertal abbiegen. Wer Zeit hat, sollte sich sowohl die Altstadt als auch die mittelalterliche Burgruine am Jakobsweg ansehen. Carmen und ich kennen beides schon ausgiebig und folgen deshalb direkt der Tauber in ihren weiten Bögen. Die anfängliche Enge des Tals verschwindet recht schnell und auch wenn hier viele alte Weinberge nicht mehr bewirtschaftet werden und brach liegen, ist der Boxbeutel dieser Gegend in aller Munde. Spätestens im Kloster Bronnbach mit seinem Abteigarten und der Vinothek könnte man den Tag eigentlich ausklingen lassen. Denn bei sonnigem Wetter und inzwischen gestiegenen Temperaturen gibt es hier neben dem Wein noch einiges zu entdecken, was Zeit braucht.







Carmen und ich fahren nach ein paar Fotos aber weiter, verlassen den Main-Tauber-Kreis, und kommen in den Landkreis Miltenberg. Die Namensgebende Stadt am Main ist ein weiteres Highlight der Tour. Ihre Altstadt ist legendär, die Burg über ihr durch die engen Gassen zu Fuß zu erreichen und die Lage am Main lässt viele romantische Ideen aufkommen. Wir nutzten die Gelegenheit, stellen die Mopeds ab und schlendern ein wenig durch die Altstadt auf der Suche nach Kaffee und Kuchen. Ein Problem ist es nicht etwas Passendes zu finden, die Stadt sehr viel Gastronomie zu bieten hat.





Der letzte Teil unserer Tour führt uns dann in den Odenwald und über Vielbrunn und die alte römische Höhenstrasse zurück nach Groß-Umstadt. Mit runden 250 Kilometern ist daraus eine Tour geworden, die als erste Tagestour der Saison durchaus passend gewählt ist. Auf Wunsch kann man allerdings auch leicht das doppelte an Strecke daraus machen. Uns reicht es allerdings für heute und mittlerweile verschwindet auch die Sonne am Horizont und das Ofenfeuer brennt mit wohliger Wärme und dem Gedanken an den kommenden Sommer.

Fazit
Aus unserer Sicht ist jede Zeit die richtige Zeit um unsere deutschen Mittelgebirge zu entdecken. Der Frühling allerdings ist besonders, da man praktisch täglich sieht, wie sich die Natur verwandelt und zu neuem Leben erwacht. Für uns ist es daher ähnlich wie der Herbst die tollste Motorradzeit im Jahr. Ein Tipp am Rande montags und dienstags sollte man für Essen und Trinken sorgen, da wir auf unseren Touren feststellen mussten, das an diesen Tagen viele Gasthäuser und Restaurants geschlossen sind.
Beste Grüße
Torsten Thimm
The Spessart, wild, untamed and wonderful
Slowly it’s time to leave the silence and darkness of winter behind. Fortunately, the days are already longer again and here and there spring is already peeking pointedly around the corner, which makes things easier. The roads have been mostly cleared of salt by the rains of the last few days and so nothing stands in the way of the first big tour of the year. Of course, it’s practical to have the most beautiful low mountain ranges right on your doorstep, as we do, and to be able to experience the spring awakening live.
The Spessart
Not for nothing was it popular with robbers and thieves in earlier times because of its dark, impassable forests. What disappeared there usually stayed there, or at least did not reappear so quickly. Its forest density is indeed still impressive today and its curves notorious among many motorcyclists. And especially in contrast to its neighbouring brother, the Odenwald, the crowds of visitors are simply much better distributed here.
From Groß-Umstadt, we follow the empty country roads to the north-east. The haze of the surrounding Main metropolises is quickly forgotten. We practically leave Aschaffenburg on the left and pass through the romantic villages into the midst of the hustle and bustle of the curves. Many „valleys“ accompany us and make our choice of route visibly difficult. Habichtsthal, Heimbuchenthal or Jakobsthal? Carmen and I decide on Jakobsthal today because of the exciting route. We quickly climb the bends to the inn „Zum Engländer“, which offers coffee and cake as well as a small menu of home cooking. It is still morning, so we are content with a cappuccino before we start our W’s again and continue the tour.
The curves just flow in and out and since we are well on time, we make a few extended swerves to the left and right. Carmen and I take in the remaining „valleys“ of the area mentioned earlier and end up at lunchtime behind Rohrbrunn at the famous Äppelwoiäquator. As it says on the plaque of the little Hinkelstein, it forms the linguistic border between the Rhine Franconian and East Franconian dialects.
Only a few kilometres of bends later, we turn right into the forest. Here, idyllically surrounded by high forest and a thick wall, lies the Kartause Grünau. If you haven’t been hungry yet, you will be when you have studied the menu of this gem. The atmosphere under the large trees and in the inner courtyard is incredibly cosy and time flies. So you have to be careful not to get lost and forget the time completely.
Water and wine
But we still have more to do today and so every break comes to an end. Only a few kilometres after the Charterhouse, we reach the Main at Hasloch. However, we only follow the river for a few kilometres to Kreuzwertheim before turning off into the lovely Tauber valley at Wertheim. If you have time, you should visit both the old town and the medieval castle ruins on the Jakobsweg. Carmen and I already know both extensively and therefore follow the Tauber directly in its wide bends. The initial narrowness of the valley disappears quite quickly and even though many old vineyards are no longer cultivated here and lie fallow, the box bag of this area is on everyone’s lips. At the latest, one could actually end the day in the Bronnbach monastery with its abbey garden and vinotheque. Because with sunny weather and temperatures that have risen in the meantime, there is a lot to discover here besides the wine, which takes time.
After taking a few photos, Carmen and I drive on, leaving the Main-Tauber district and entering the district of Miltenberg. The town on the Main, which gives it its name, is another highlight of the tour. Its old town is legendary, the castle above it can be reached on foot through the narrow streets and its location on the Main gives rise to many romantic ideas. We take the opportunity, park the mopeds and stroll a little through the old town in search of coffee and cake. It is not a problem to find something suitable, the city has a lot of gastronomy to offer.
The last part of our tour then takes us into the Odenwald and via Vielbrunn and the old Roman Höhenstrasse back to Groß-Umstadt. With around 250 kilometres, this has become a tour that is quite appropriately chosen as the first day tour of the season. If you wish, however, you can easily double the distance. For us, however, it’s enough for today and in the meantime the sun is disappearing from the horizon and the stove fire is burning with cosy warmth and thoughts of the coming summer.
Conclusion
From our point of view, any time is the right time to discover our German low mountain ranges. Spring, however, is special because you can see nature transforming and coming to life practically every day. For us, like autumn, it is the best time of the year to ride a motorbike. A tip on the side: on Mondays and Tuesdays you should make sure you have something to eat and drink, because on our tours we found that many inns and restaurants are closed on these days.
Best regards
Torsten Thimm