Motorradtour: Frühlingserwachen im Odenwald. Die erste Runde der Saison

Schon seit einiger Zeit haben wir die Wettervorhersagen und Apps im Auge, um die ersten schönen Tage des Jahres nicht zu verpassen. In unseren Gedanken schwebt uns hierbei eine Tour vor, die uns die jetzt langsam endenden dunklen Herbst- und Wintertage ein wenig vergessen lässt. Praktisch so eine Art Wiederbelebungstour für den eigenen körperlichen Motorrad Akku. Wieder einmal sorglos die Schräglagen auf dem warmen Asphalt, den einen oder anderen weiten Blick übers noch lichte Land und ein kühles hopfenhaltiges Getränk am Abend im Biergarten genießen. Ja wir sind endlich im März angekommen.
Wie wäre es also den Gedanken Taten folgen zu lassen, mit einer ausgedehnten Runde durch den Odenwald und danach dem oben schon genannten Bier z.B. im umstädter Brauhaus, so der Text meiner Whats App an Holger? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Das Wetterradar sagt für den kommenden Tag nur Gutes voraus, während sich im Norden des Landes noch einmal dickere Wolken ankündigen.
Am nächsten Morgen ist der Ölstand unserer Bikes gecheckt, der Tank gefüllt und leichte Verpflegung für die heutige Tagestour an Bord. Die Anreise ist von Groß-Umstadt, dem nördlichen Grenzpunkt des Odenwaldes nicht weit und schon am Morgen verzaubert uns der strahlend blaue Himmel und die wohligen 15 Grad. Zügig rollen wir aus der Stadt hinaus, mitten hinein in die ersten Kurven des Tages. Vorbei an der alten Feste Breuberg ins Mümlingtal. Für den Ortsfremden ist der Weg hinauf zur Feste beinahe ein Pflichtprogramm, da sich diese Burg in einem außergewöhnlich guten Zustand befindet.

 

Wir jedoch haben andere Pläne und folgen der kleinen L3259 in Richtung Lützelbach. Es fühlt sich gut an und klingt noch viel besser, wenn der Boxermotor tief sonor durch das Tal blubbert und kraftvoll aus den Kurven hinauf zum Limesturm nach Vielbrunn beschleunigt. Kurve um Kurve nehmen wir, Holgers Tiger ständig mit einiger Entfernung hinter mir. Am Turm halten wir zum ersten Mal an genießen den weiten Ausblick hinüber in den nahen Spessart. Ja die Römer, viel Energie steckten sie mit dem Bau des Limes in den Schutz ihres Weltreiches und konnten doch am Ende nicht verhindern das sie untergingen. Aber wir müssen ihnen auch dankbar sein, denn viele verschlungene Sträßchen hier gehen auf ihre Zeit zurück.

 

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Und die gilt es heute weiter zu entdecken, durch Vielbrunn hindurch ins Ohrenbachtal. Einem engen aber kurvenreichen und stark bewaldeten Tal. Hier schleichen sich die Düfte des Waldes und der Felder durch das geöffnete Helmvisier in die Nase und erinnern an Frühling und den leicht torfigen Geruch des noch feuchten Waldbodens. Ein ums andere Mal kommt das fröhliche Kratzen des Fußrastennippels dazu, denn die Straße ist neu geteert. Wir folgen dem schwarzen Band bis nach Weilbach und biegen dort auf die breit ausgebaute B469 ein. Diese bringt uns geradewegs nach Amorbach, dessen altes Kloster weit über die Grenzen des Odenwaldes hinaus bekannt ist. Ebenso wie die schöne Altstadt dieses Ortes, die zum Besichtigen und speisen einlädt. Wir begnügen uns heute allerdings mit einer Durchfahrt und halten uns linker Hand Richtung Beuchen. Wieder wedeln wir bei mittlerweile gefühlten 20 Grand den Berg hinauf durchs griffige Kurvenlabyrinth bevor Holger und ich in den ruhigeren Part der Tour eintauchen. Umgeben von der vollen Breitseite der Natur, folgen wir den hier verlaufenden Singletrackroads. Einem Gewirr von öffentlichen Straßen die nur zum Teil den Namen Straße verdienen. Schottland lässt grüßen! Dies wiederum ist der Reiz des Ganzen, denn hier hat man Strecke, Natur und Aussicht mehr oder weniger für sich alleine. Die BMW bügelt die Unebenheiten platt und nach einer ganzen Weile gelangen wir so zum mittäglichen Ziel der Tour, dem Katzenbuckel. Wie viele Buckel hier in der Gegend ist auch er ein erloschener Vulkan und zudem mit 626m die höchste Erhebung des Odenwaldes. Nachdem wir die Motorräder geparkt und es uns auf der Terrasse der Turmschenke bequem gemacht haben, plaudern Holger und ich ein wenig über den bisherigen Verlauf der Tour und wie wir den Rest des Tages verbringen werden. Zwei große Apfelschorlen und ein Mittagessen später wissen wir es, machen uns oben auf dem Berg ganz klein, legen die Ohren an und kommen mit einem kleinen Umweg über Strümpfelbrunn, den Höllengrund und die Gaimühle in Eberbach an.

Entlang des Neckars folgen wir von da ab der parallel verlaufenden B37, die uns in weiten Bögen bis zur Neckarschleife nach Hirschhorn bringt. Über ihre einstmals durch die Stadtmauer begrenzten Gebiete lange herausgewachsen präsentiert sich der Stadtkern in seinem mittelalterlichen Flair. In engen Gassen locken Lokale, Bistros und Souvenirgeschäfte die zahlreichen Besucher an und die hoch oben auf dem Berg thronende Festung lädt mit einem weiten Blick ins Neckartal zur Visite ein.
Wir genießen den Ort ein wenig bevor es uns weiter vom Neckar weg zurück auf die Motorräder und in die Tiefen des Odenwaldes zieht. Weit müssen wir nicht fahren, denn kurz hinter der Stadtgrenze biegt bereits die L3410 nach Kortelshütte rechts ab. Ihr folgen wir und kommen so zu einem der Highlights der gesamten Tour. Wenn ein Motorradfahrer im Mittelgebirge unterwegs ist, dann erfüllt diese 20 km lange und ebenfalls neu geteerte Strecke alle Wünsche und Hoffnungen die man so in seinem Hinterkopf haben kann. Sanfte bis extreme Kurvenradien, Wald und Freiflächen mit weitem Blick ins Herz des Odenwaldes, sowie die eine oder andere Gerade um das alles auch entspannt genießen zu können. Die noch nackten Mischwälder umrahmen heute diese mystische Szenerie. Mit der wärmenden Sonne im Rücken gelangen wir auf diesem Wege nach Beerfelden, verweilen einen Moment am berühmten Galgen der Stadt, bevor wir uns dazu entscheiden auch noch die Kurven im Sensbachtal und den vorderen Teil des Krähberges unter die Räder zu nehmen. So eingekurvt landen wir einige Zeit später in Hetzbach wo uns die B45 und dann die B460 zum Staubecken des Marbachstausees führen.

 


Da hier am berühmtesten Motorradtreff des Odenwaldes heute nichts los ist, entscheiden wir weiter zu fahren und uns ein Stück Kuchen im Cafe Marbachtal zu gönnen. Die Sonne wird langsam röter als wir von dort wieder aufbrechen das Mossautal durchqueren und linker Hand der Strecke ins Ostertal folgen. Die Abendröte vor uns taucht mittlerweile die Wälder in ein Meer aus roter Farbe und Licht, was die tieffliegenden Mückenschwärme wohl toll finden. Innerhalb kürzester Zeit werden Verkleidungen und Visiere regelrecht zugebombt während wir von einer Schräglage in die nächste tauchen. So halten wir dann auch noch einmal kurz beim Einbiegen in die B38 an um unsere Visiere zu reinigen. Denn nach Beerfurth wartet noch einmal ein kurviger Lindwurm auf uns. Die B47 auch Hutzwiese genannt, die bis hoch zu den Vierstöcken Kurvenspaß verspricht. Über den Höhenzug kommen wir so nach Böllstein und schlussendlich nach Brensbach. Der kleinen Ortsstraße folgend erreichen wir Höllerbach und treffen nach dem Abzweig Hummetroth ein erneutes Mal auf die römische Geschichte der Gegend. Mit der Ausgrabung der Villa Haselburg zeigt man den Besuchern wie weit entwickelt doch die römische Kultur schon war. Sehr schön ist auch hier oben wieder der Blick ins freie Feld und in den Odenwald. Zum letzten Mal für diesen Tag fahren wir in der untergehenden Sonne einen kleinen Umweg über Schloss-Nauses nehmen die beiden 90Grad Kehren mit und gelangen über den Otzberg und die B45 zurück nach Groß-Umstadt. Den Ort der Ausgang unserer heutigen Tour war und der neben seinem mediterranen Flair, seinen Restaurants und Bistros eben auch das Umstädter Brauhaus beheimatet. Am Abend treffen sich Holger und ich noch einmal und lassen mit einem nun vollen Lebensakku frühlingshaften Glücks den Tag bei einem dunklen Bier an uns vorüberziehen.

EnglishVersion below…..

We have been keeping an eye on the weather forecasts and apps for some time now, so as not to miss the first beautiful days of the year. In our thoughts we have a tour in mind, which will make us forget the now slowly ending dark autumn and winter days a little bit. Practically a kind of resuscitation tour for the own physical motorcycle battery. Once again, carefree the sloping positions on the warm asphalt, the one or other wide view over the still light country and a cool hop-containing drink in the evening in the beer garden. Yes we finally arrived in March.
How would it be to follow the thoughts of action, with an extended round through the Odenwald and afterwards the above mentioned beer e.g. in the umstädter Brauhaus, so the text of my Whats App to Holger? The answer is not long in coming. The weather radar predicts only good things for the next day, while in the north of the country thicker clouds are forecast.
The next morning the oil level of our bikes is checked, the tank filled and light food for today’s day trip on board. The journey is not far from Groß-Umstadt, the northern border point of the Odenwald and already in the morning we are enchanted by the bright blue sky and the cosy 15 degrees. Quickly we roll out of the city, right into the first curves of the day. Past the old fortress Breuberg into the Mümlingtal. For the stranger the way up to the fortress is almost a must, as this castle is in an extraordinary good condition.
But we have other plans and follow the small L3259 in direction Lützelbach. It feels good and sounds even better when the boxer engine bubbles deep sonorously through the valley and accelerates powerfully out of the curves up to the Limes Tower to Vielbrunn. Curve after curve we take, Holgers Tiger constantly behind me with some distance. At the tower we stop for the first time and enjoy the wide view over the nearby Spessart. Yes, the Romans, they put a lot of energy into the protection of their empire with the construction of the Limes, but in the end they could not prevent it from sinking. But we have to be grateful to them, because many winding roads here go back to their time.
And these are still to be discovered today, through Vielbrunn into the Ohrenbach Valley. A narrow but winding and heavily forested valley. Here, the scents of the forest and the fields creep through the open helmet visor into the nose and remind you of spring and the slightly peaty smell of the still moist forest soil. Time and time again the cheerful scratching of the footrest nipple is added, because the road is newly tarred. We follow the black band to Weilbach and turn onto the wide B469. This takes us straight to Amorbach, whose old monastery is known far beyond the borders of the Odenwald. As well as the beautiful old town of this place, which invites you to visit and dine. Today we are content with a drive through and keep left towards Beuchen. Again we wag our way up the hill at what feels like 20 Grand through the labyrinth of curves before Holger and I dive into the quieter part of the tour. Surrounded by the full broadside of nature, we follow the single track roads that run here. A maze of public roads that only partly deserve the name road. Scotland says hello! This in turn is the attraction of the whole thing, because here you have the route, nature and views more or less to yourself. The BMW flattens the bumps and after a while we reach the midday destination of the tour, the Cat’s Hump. Like many humps in this area, it is an extinct volcano and with 626m the highest elevation of the Odenwald. After we have parked the motorcycles and made ourselves comfortable on the terrace of the Turmschenke, Holger and I chat a little about the course of the tour so far and how we will spend the rest of the day. Two big apple spritzers and a lunch later we know it, make ourselves very small on top of the mountain, put on our ears and arrive in Eberbach with a small detour via Strümpfelbrunn, the Höllengrund and the Gaimühle.
Along the Neckar we follow from there the parallel running B37, which brings us in wide curves up to the Neckar loop to Hirschhorn. Over its once by the city wall limited areas long outgrown, the city centre presents itself in its medieval flair. In narrow alleys, pubs, bistros and souvenir shops attract the numerous visitors and the fortress enthroned high up on the mountain invites you to visit it with a wide view of the Neckar valley.
We enjoy the place a little before we get back on the motorbikes and into the depths of the Odenwald. We don’t have to drive far, because shortly after the city limit the L3410 to Kortelshütte already turns right. We follow it and thus arrive at one of the highlights of the whole tour. If a motorcyclist is on the way in the low mountain range, then this 20 km long and also newly tarred route fulfils all wishes and hopes that you can have in the back of your mind. Gentle to extreme curve radii, forest and open spaces with a wide view into the heart of the Odenwald, as well as one or the other straight to enjoy all this in a relaxed way. The still naked mixed forests frame this mystical scenery today. With the warming sun behind us we reach Beerfelden on this way, linger for a moment at the famous gallows of the town, before we decide to take the curves in the Sensbach valley and the front part of the Krähberg under the wheels. Thus curved we land some time later in Hetzbach where the B45 and then the B460 lead us to the reservoir of the Marbach reservoir.
As there is nothing going on here today at the most famous motorcycle meeting point of the Odenwald, we decide to drive on and treat ourselves to a piece of cake in Café Marbachtal. The sun is slowly getting redder as we start from there again, cross the Mossautal and follow the road on the left hand side into the Ostertal. Meanwhile, the evening dusk in front of us dips the forests into a sea of red colour and light, which the low-flying mosquito swarms probably find great. In no time at all, fairings and visors are literally bombed shut as we dive from one sloping position to the next. So we stop again when we turn into the B38 to clean our visors. Because after Beerfurth a curvy lindworm is waiting for us once again. The B47 also called Hutzwiese, which promises curve fun up to the four-storey building. Over the mountain range we come to Böllstein and finally to Brensbach. Following the small local road we reach Höllerbach and after the turn-off to Hummetroth we meet the Roman history of the area once again. With the excavation of the Villa Haselburg we show the visitors how far developed the Roman culture was. The view of the open fields and the Odenwald is also very beautiful up here. For the last time for this day we drive in the setting sun a small detour over Schloss-Nauses, take the two 90 degree bends and get back to Groß-Umstadt via the Otzberg and the B45. The place we left today was the Umstädter Brauhaus, which has a Mediterranean flair, restaurants and bistros. In the evening Holger and I meet again and let the day pass by with a now full life battery of springlike happiness and a dark beer.
Kind regards Torsten Thimm
LifeisaRide

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Der Tourenvorschlag anbei als GPX Datei ……. GPX Tourdaten

Schöne Grüße Torsten Thimm
LifeisaRide

4 Kommentare

  1. War gestern nicht noch Sonne und Frühling? Heute früh 8 cm feinster Pulverschnee auf dem PKW. Ich hab’s aber nicht so mit Wintersport. Auch bzw. gerade nicht auf dem PKW. Schneeabkehren ist noch nicht olympisch, oder? Da wäre ich gerade durchtrainiert…

    Dann doch lieber Berichte lesen wie die Welt auch aussehen kann. So mit Sonne, schneefreien Straßen und mit Motorrad unter’m Fidla. 😉

    Kurz mit Google Maps gecheckt: Anfahrt ca. 200 km. Könnte eine nette Tagestour werden. Gleich mal vorgemerkt. Merci für’s .gpx.

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