Zu Beginn des Jahres hat Honda seine neue CB Familie vorgestellt. Angefangen mit der 125er über die 300er bis hin zur CB1000R und ihrem noch etwas wertiger gemachten Zwillingsmodell mit dem +Zeichen im Namen. Dabei unterscheiden die beiden Spitzenmodelle die Honda eigenen Anbau- und Zubehörteile wie z.B. beheizte Griffe, Schutzblech mit Aluminium-Applikation vorn, Aluminium-Hinterradabdeckung, Schutzscheibe mit Aluminium-Applikation, Soziusabdeckung mit Aluminium-Applikation, Kühlergrill mit CB1000R-Logo und der Quickshifter. Ob das alles den Aufpreis von 1500 Euro wert ist, muss natürlich jeder Interessent selbst entscheiden, allerdings macht der Quickshifter gehörig viel Spaß und warme Hände bei den jetzt kommenden kühleren Herbsttemperaturen draußen, schaden auch nicht.
Honda CB1000 R
Doch beginnen wir mit der Größten der CB Maschine, die ich im Rahmen der Honda Testtage zuerst mit auf die Landstraße nehme um ihr auf den Zahn zu fühlen. Sitzkomfort und Höhe passen von Beginn an schon mal sehr gut zu meinem 172cm und auch was die Qualität der verwendeten Materialien und die Haptik angeht weis Honda, wie nicht ganz unerwartet zu überzeugen. Aus dem Stand heraus nimmt der 998ccm große Vierender das Gas an und lässt mich gleich einmal auf dem ersten freien Stück seine 145PS Leistung und 104Nm Drehmoment spüren. Dank des Quickshifters geht das außerordentlich flott vonstatten, hebt meine Laune gleich noch mal ein Stück, wie auch den Balken des Drehzahlmessers im voll digitalen Cockpit. Das in der direkten Sonneneinstrahlung nicht immer gut ablesbare Instrument bietet unter anderem Informationen über den gerade gewählten Fahrmodus, die Einstellung der Traktionskontrolle, eine Ganganzeige und weitere Funktionen, die den Fahrer über den Lebenszustand der Maschine informieren. On the Road auf der CB kann man jedenfalls neben dem Sound aus dem dicken Auspuffschalldämpfer auch das gemütliche Kurven kratzen genießen, denn die langen Pins an den Rasten laden förmlich dazu ein. Am sehr kompakt wirkenden Bike bildet der wirklich ausgewogene Antrieb dabei neben dem einstellbaren Fahrwerk die zentrale Rolle. Der von Honda selbst ernannte Neo Cafe Racer ist allerdings weitaus weniger radikal und retro als der Werbeslogan es zu vermitteln versucht. Auch was den Minimalismus angeht, trifft er anhand der Ausstattung meines Erachtens nicht wirklich zu.
Tatsache aber ist, dass man die Honda in vollen Zügen als Fahrmaschine nutzen kann und vor allem auch sollte. Sie hält mit keinerlei bösen Überraschungen hinterm Berg, saugt sich souverän durch die Kurven und lässt dem Piloten damit Zeit auch mal die Landschaft wahrzunehmen, die er durchfährt. Das beim neuen Modell endlich diese merkwürdige und gasmaskenartige Frontpartie des Vorgängers einer harmonischen Front mit Voll-LED Scheinwerfer gewichen ist, ist nur von Vorteil. Und auch was die Heckpartie der Maschine angeht, gingen den verantwortlichen Ingenieuren zum Glück nicht die Ideen aus. Die CB endet in einem wirklich schicken Heck mit Einarmschwinge und feiner Soziusabdeckung beim +Modell. Das wirklich Einzige was da stört, ist der Nummerenschildhalter. Und ja ich weiß irgendwo muss das Blech ja hin, aber mir persönlich gefällt diese Art von Befestigungsmöglichkeit überhaupt nicht. Doch wie alles liegt das ja immer im Auge des Betrachters und der Aftermarket wird es mit Alternativen schon richten.
Sehr gut gefallen auf der Testrunde und später auf dem Rundkurs hat mir, dass die Honda ebenso gut bremst, wie sie auf der anderen Seite am Gashahn performt. Die radial montierten Tokico Zangen leisten hier in Verbindung mit dem ABS richtig gute Arbeit und das ohne sich auch nur ein Stück Blöße zu geben.
Technische Daten – Honda CB 1000 R
Motor: Wassergekühlter Viertakt-Vierzylinder-Reihenmotor, 4 Ventile pro Zylinder, DOHC, 998 ccm Hubraum, 145 PS bei 10 500/min, 104 Nm bei 8 250/min, 6-Gänge, Kettenantrieb.
Fahrwerk: Stahl-Gitterrohrrahmen mit Aluminium-Heckrahmen vorn USD-Gabel, Standrohr Ø 43 mm, Federweg 120 mm, voll einstellbar, Einarmschwinge mit Zentralfederbein, Federweg 131 mm, Vorspannung und Zugstufe einstellbar.
Fahrwerksgeometrie: Radstand 1455 mm, Sitzhöhe 830 mm
Gewicht fahrfertig: 213 kg
Tankinhalt: 16,2 Liter
Bremsen: 310 mm Doppelscheibenbremse vorne, 256 mm Scheibenbremse hinten, ABS
Bereifung: 120/70 ZR17 vorn, 190/55 ZR17 hinten
Preis: 12.985 Euro (Plus-Version für 14.485 Euro) in Matt Bullet Silver Metallic, Graphite Black oder Candy Chromosphere Red
Honda CB300 R
Und ohne Blöße geht es auch ein paar Hubraumklassen tiefer weiter. Denn nach der CB1000 stehe ich nun vor der in der Mitte platzierten 300er. Mit fahrfertigen 145kg ist sie gegenüber den Mitbewerbern die leichteste im Felde und zudem noch perfekt austariert. Das bringt in dieser Klasse Fahrspaß, und zwar schon auf den ersten Metern durchs mittlerweile bekannte Kurvenlabyrinth. Die Honda punktet hier mit ihrer Handlichkeit und mit einer großen Bandbreite dessen, wer die Maschine fahren kann. Der ergonomisch geformte und breite Lenker, wie auch die Fußrastenhöhe bieten Menschen von 160 bis 190cm gleichermaßen genügend Platz, sodass ich mit meinen 172cm genau in der goldenen Mitte rangiere. Und auch der Sozius müsste dabei hinter mir nicht leiden, denn auch hier sind die Platzverhältnisse mehr als ausreichend. Beim Fahren jedenfalls kann man deutlich feststellen, welche Energien Honda aufgewendet hat der mittleren CB die Sporen zu geben. Der aus der CBR300R bekannte und 286ccm große Antrieb leistet 31PS und ist damit der stärkste im Wettbewerbsfeld. Die Performance stimmt also und wird durch die 41er Upsidedown Gabel an der Front und das neue Zweikammernfederbein am Heck in Sachen Stabilität sehr gut unterstützt. Lediglich bei schlechten Straßenbedingungen kann es den Komfort nicht immer halten. Dafür hält das Zweikanal-ABS neuster Bauart, und zwar die Maschine sauber im Zaum, wenn es mal wirklich nötig wird. Die großen und auch hier radial verschraubten Zangen sind standfest und passen ins Gesamtbild, des wertig gemachten Bikes.
Denn auch was die Anbauteile angeht, kann die Honda überzeugen und bietet neben der LED-Vollausstattung auch ein digitales Multiinstrument mit Bordcomputer. Am Ende der Testrunde und einer kleinen Runde auf der Teststrecke liefert sie ein überzeugendes Gesamtbild für die verlangten 5090Euro ab.
Technische Daten – Honda CB 300R
Motor: Wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 4 Ventile, DOHC, 286 ccm Hubraum, 31 PS bei 8.500 U/min., 27,5 Nm bei 7.500 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kettenantrieb.
Fahrwerk: Stahl-Brückenrahmen; vorne USD-Gabel ø 41 mm, Federweg 130 mm; Stahl-Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein, Federweg 107 mm, Federvorspannung einstellbar.
Fahrwerksgeometrie: Radstand 1352 mm, Sitzhöhe 799 mm
Gewicht fahrfertig: 145 kg,
Tankinhalt: 10 Liter
Bremsen: 296 mm Einscheibenbremse vorne, 220 mm Scheibenbremse hinten, ABS
Bereifung 110/70 R17 vorne und 150/60 R17 hinten
Preis: 5.090 Euro in Schwarz, Matt Axis Gray Metallic, Matt Crypton Silver Metallic, Candy Chromosphere Red.
Honda CB125 R
Nicht minder viel bietet zum Schluss des CB-Familientages die 125er. Denn aufbauend auf dem Rahmen, der Gabel, Räder und der Schwinge der 300er, ist die kleinste Neo Sports Cafe Maschine zumindest hier ganz vorne im Segment mit dabei. Eher im Mittelfeld hingegen befindet sie sich mit ihren leider nur 13,3 PS im Unterschied zum Wettbewerb. Hier wäre etwas mehr schön gewesen, wobei die Maschine insgesamt wie die 300er in ihrer Klasse mit 126kg zu den leichteren Achtelliter-Bikes gehört. Das macht sich wiederum im Kraftstoffverbrauch positiv bemerkbar und führt dazu das eine theoretische Reichweite von 480km möglich ist.
Beim Design geht Honda den gleichen Weg wie mit den beiden größeren Schwestern, wobei auch hier der Scheinwerfer und die restliche Beleuchtung mit modernen LED-Leuchteinsätzen versehen ist. Das Bike wirkt also im Gesamtbild sehr erwachsen und hat zudem als erste 125er überhaupt ein vollwertiges Zweikanal-ABS-System an Bord, was zudem auch noch sehr gut funktioniert. Auf dem Rundkurs in Erlensee wusste sie auf der ebenen Fahrbahnoberfläche zu überzeugen und die Federelemente arbeiteten ausgezeichnet. Was jedoch auffiel, war der Motorlauf, denn der Zweiventiler begann ab 7000 Umdrehungen spürbar zu vibrieren.
Das änderte sich auch auf der Rundfahrt übers Land nicht. Und auch wie bei der 300er merkte man hier, dass eine oder andere Mal die Federelemente die etwas auf den Flicken der Straßen zu tun bekamen. Während die Gabel die Fahrbahnoberfläche noch ordentlich verarbeitete, gab das Federbein hin und wieder den einen oder anderen vor allem kurzen Stoß ungerührt nach oben weiter. Doch alles in allem passt das Konzept zum Rest der Familie gerade auch, weil die 125er ihren großen Schwestern eins voraushat. Sie trägt nämlich ihren Auspuff modern und weniger auftragen als Stummel sehr weit unten. Das schmeichelt der Form und zudem hält es den Schwerpunkt günstig tief. Zu haben ist die Honda CB 125 R ab zu Preisen ab 4.390 Euro inklusive Nebenkosten.
Technische Daten – Honda CB 125R
Motor: Wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 2 Ventile, DOHC, 125 ccm Hubraum, 13,3 PS bei 10000 U/min., 10,4 Nm bei 8.000 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kettenantrieb.
Fahrwerk: Stahl-Brückenrahmen; vorne USD-Gabel ø 41 mm, Federweg 130 mm; Stahl-Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein, Federweg 107 mm, Federvorspannung einstellbar.
Fahrwerksgeometrie: Radstand 1345 mm, Sitzhöhe 816 mm
Gewicht fahrfertig: 126 kg,
Tankinhalt: 10 Liter
Bremsen: 296 mm Einscheibenbremse vorne, 220 mm Scheibenbremse hinten, ABS
Bereifung 110/70 R17 vorne und 150/60 R17 hinten
Preis: 4.390 Euro in Schwarz, Matt Axis Gray Metallic, Matt Crypton Silver Metallic, Candy Chromosphere Red.
Fazit des Tages
Honda ist es gelungen mit seinen Neo Cafe‘s eine Motorrad Familie auf die Räder zu stellen, die technisch und optisch perfekt in die heutige Zeit passt. Dass sie dazu noch sehr gut funktionieren ist nicht wirklich verwunderlich und hebt natürlich die Freude am Fahren. Dabei wurden die Preise für die gebotene Performance und die Ausstattungen klug gewählt. Meine Empfehlung daher lautet, die Maschinen einfach selbst einmal testen und sich seine eigene Meinung dazu bilden, denn die ist meistens die Beste.
In diesem Sinne #Lifeisaride und beste Grüße
Torsten Thimm