Die Royal Enfield Himalayan Scram 411 möchte ein Motorrad sein, das vor allem durch seinen eigenständigen Charakter zu überzeugen weiß. Kein ganz normales Motorrad von der Stange eher etwas für Individualisten und Menschen die die bunte Seite des Lebens lieben. Ob das allerdings wirklich auf sie zutrifft, wird der folgende Fahrbericht klären.
Die Scram 411

Wenn ein Motorradhersteller in diesen Zeiten ein neues Modell in den Markt schickt, liegt der Fokus oftmals auf den verbauten technischen Innovationen. Je mehr davon desto unübersichtlicher aber zugleich besser möchte man meinen. Nun hier kann die Royal Enfield Himalayan Scram 411 nicht wirklich besonders aufsehenerregend mithalten. Vielmehr geht es dem indischen Hersteller um die pure Freude am Fahren, was im Falle der 411 mit Einfachheit, Funktionalität, sowie einem adäquaten Preis dargeboten wird.


Ob die Maschine damit und mit ihren gerade einmal 411ccm und 24PS also wirklich Fahrspaß liefert ist so eine Frage. Uns jedenfalls konnte sie schon beim ersten Blick ein Lächeln entlocken, denn Motorräder ihrer Art liegen mittlerweile im Trend und welche mit überschaubarer Technik haben dabei eben den ganz besonderen Reiz.



Nimmt man auf ihr Platz stellt man sehr schnell fest, dass die Sitzpostition angenehm aufrecht ist. Auf der sehr gut gepolsterten Sitzbank ist der Kniewinkel entspannt und auch die Hände findet sich auf Anhieb am überschaubaren Lenker mit den Bedienelementen zurecht. Dabei wirken die nicht einstellbaren Handhebel leider etwas weniger wertig als bei den Classic 350 Modellen und auch die Kabelverlegung könnte hier und da etwas liebevoller sein. Ansonsten allerdings ist die Scram 411 ein stimmiges Scramblerkonzept das wie sollte es auch anders sein auf der Basis der enduristischen Himalayan aufbaut.




Dabei ist wie in der Himalayan auch der luftgekühlte Zweiventil-Einzylindermotor der Scram mit einer obenliegenden Nockenwelle eher langhubig ausgelegt. Somit sind hohe Drehzahlen nicht gerade seine Stärke. Diese findet sich eher im mittleren Drehzahlbereich in dem er mit seinen 32Nm bei runden 4200 U/min punkten kann. Dabei saust die Scram wieselflink durch die verschiedenen Kurvenradien. Gleichzeitig überzeugt mit einem butterweich zu schaltenden 5 Ganggetriebe, wie auch einer leichtgängigen Kupplung. Dank des fehlenden Drehzahlmessers wird der Fahrer, ob er will oder nicht, komplett involviert ja sogar geradezu genötigt selbst wieder ein Gefühl zu entwickeln, wann der nächste Schaltpunkt kommt. Doch die Scram hilft dabei und lässt es ihren Piloten in Form von kernigem Einzylinder Sound und Vibrationen spüren. Echte Emotionen eine Zweirades die man eben nur mit einem Verbrennungsmotor erreichen kann.

Stabiles Fahrwerk, beruhigender Verbrauch
Mit dieser gelebten Einfachheit setzt sich das Konzept auch im Bereich des Fahrwerks fort. Es ist an der Front nicht einstellbar, lediglich am Federbein lässt sich die Federvorspannung verändern und somit regiert auch hier eine eher einfachen Machart. Im Gegensatz zur Himalayan sind die Federwege bei der Scram zudem leicht reduzierte und anstatt eines 21 Zoll-Vorderrads gibt es hier 19 Zoll an der Frontpartie. Und trotzdem bekommt das Fahrwerk von uns gute Noten, denn es funktioniert sowohl auf den kurvigen Landstraßen des Odenwaldes wie auch auf leichten Schotter- bzw. Natursträßchen gleichermaßen gut. Dabei sind die immer noch längeren Federwege im Gelände des Rätsels Lösung, auf der Straße hingegen muss man sich zunächst durch die montierten Grobstoller ein wenig an die möglichen Grenzen herantasten. Hat man das geschafft und sein Vertrauen gestärkt kommt auch hier die reine Fahrfreude und das Grinsen unterm Helm zurück.




Die Bremsanlage ist vollkommen ausreichend für die kleine Maschine dimensioniert. Dabei sorgt das verbaute ABS für Sicherheit und eine einwandfreie Stabilität beim festen Griff in die Bremsenhebel, selbst mit den verbauten Stollenreifen. Wie bei den anderen Enfield Modellen auch spart der Hersteller hier auch nicht, denn auch die Scram hat bereits montierte Stahlflexbremsleitung an Bord.

Doch kommen wir zum Verbrauch! Trotz der Stollenbereifung sind mit einem Verbrauch von 3,0-3,2 Liter auf 100 Kilometern locker 300 Kilometer Reichweite drin. Selbst wenn man den Motor über die Autobahn gnadenlos malträtiert, steigt der Verbrauch auf gerade einmal maximal 3,5-3,8 Liter. Die Höchstgeschwindigkeit in dieser Disziplin lag hierbei bei Tacho genauen 130 km/h, wobei dabei so gar kein Spaß aufkommen will. Landstraßen und vor allem kleine Sträßchen liegen ihr eindeutig besser und heben zugleich die Stimmung.
Ein Gefühl, das beim Blick ins halbdigitale Cockpit noch verstärkt wird, denn die Anzeigen sind durchweg logisch aufgebaut und Kilometer wie auch Meilen gut ablesbar. Zu entdecken gibt es eine Ganganzeige, eine etwas nennen wir es mal sensible Tankuhr, zwei Tripp Zähler sowie einen Warnblinker. Daneben gibt es ein kleines Digitales-Rundinstrument, in dem Royal Enfield seine Pfeilnavigation versteckt, sofern man die entsprechende kostenlose App aufs Smartphone heruntergeladen hat. Das Pairing der beiden Komponenten (hinter der Navigation steckt Google) ist dann nur noch reine Formsache und schon kanns losgehen.



Neben der guten Ergonomie auf dem Fahrerplatz der Scram 411 findet auch der Sozius einen adäquaten und zugleich bequemen Platz, sowie stabile und gut greifbare Stahl-Handgriffe am Heck. An ihnen lässt sich zudem bei Solofahrt das Gepäck fixieren. Ähnlich wie bei der 350 Classic merkt man das Enfield sich hier trotz der geringen Leistungsdaten wirklich Gedanken um die Reisetauglichkeit der Maschinen gemacht hat. Was will man da noch mehr?
Fazit
Nach den diversen Testfahrten müssen wir gestehen das wir die bunte Art der Scram 411 wirklich ins Herz geschlossen haben. Dabei ist bunt natürlich nur eine Facette der Maschine, denn wie die anderen Modelle des Herstellers strahlt sie zudem Gelassenheit und Ruhe aus. Zusammengefasst ist sie ein tolles kleines Motorrad mit einem ehrlichen Antrieb das einen nach einem stressigen Tag zurück ins normale Leben holen kann, aber auch einfach mal gerne für die nächste Tour parat steht. Ride Pure eben für runde 5000 Euro in Deutschland zu haben.



Technische Daten Royal Enfield Himalayan Scram 411
Motor/Getriebe
Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 2 Ventile pro Zylinder, SOHC, 411 ccm Hubraum, 17,9 kW/24 PS bei 6500 U/min, 32 Nm bei 4250 U/min; Einspritzung, 5 Gänge, Kettenantrieb
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit 130 km/h, Normverbrauch lt. EU5 3,0-3,2 l/100 km, Testverbrauch meist Landstraße durchschnittlich 3,3 l/100 km
Fahrwerk
Duplex-Stahlrahmen; vorne Teleskopgabel ø 41 mm, 190 mm Federweg; hinten Stahl-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, Vorspannung einstellbar, Federweg 180 mm; Speichenräder; Reifen vorne 100/90-19, hinten 120/90-17. 300 mm Einscheibenbremse vorne, 240 mm Einscheibenbremse hinten
Assistenzsysteme
Zweikreis-ABS, Pfeil-Navigation (via App)
Maße und Gewichte
Radstand 1455 mm, Sitzhöhe 795 mm, Gewicht fahrfertig 194 kg, Zuladung 181 kg; Tankinhalt 15 Liter
Preis
4990 Euro in Deutschland

Royal Enfield Himalayan Scram 411 Driving Test (English Version)
The Royal Enfield Himalayan Scram 411 wants to be a motorbike that knows how to convince through its independent character. Not a normal motorbike off the peg, but rather something for individualists and people who love the colourful side of life. Whether this really applies to it, however, will be clarified in the following ride report.
The Scram 411
When a motorbike manufacturer launches a new model in these times, the focus is often on the built-in technical innovations. The more of them, the more confusing but at the same time better, one would think. But the Royal Enfield Himalayan Scram 411 is not really able to keep up with this in a particularly sensational way. The Indian manufacturer is more concerned with the pure joy of riding, which in the case of the 411 is presented with simplicity, functionality and an adequate price.
Whether the machine with its 411cc and 24 hp is really fun to ride is a question. In any case, it made us smile at first sight, because motorbikes of its kind are now in vogue and those with manageable technology have a very special appeal.
When you take a seat on the bike, you quickly notice that the seating position is pleasantly upright. On the well-padded seat, the knee angle is relaxed and the hands can immediately find their way around the clear handlebars with the controls. Unfortunately, the non-adjustable hand levers seem a little less valuable than on the Classic 350 models and the cable routing could also be a little more lovingly done here and there. Otherwise, however, the Scram 411 is a coherent scrambler concept that, how could it be otherwise, is based on the enduristic Himalayan.
As in the Himalayan, the Scram’s air-cooled two-valve single-cylinder engine with an overhead camshaft has a rather long stroke. This means that high revs are not exactly its strong point. It is more likely to be found in the mid-range, where it can score with its 32Nm at around 4200 rpm. The Scram whizzes through the various curve radii with lightning speed. At the same time, the 5-speed gearbox and the smooth clutch are convincing. Thanks to the lack of a rev counter, the rider is completely involved, whether he likes it or not, and is even forced to develop a feeling for the next shift point. But the Scram helps and lets the rider feel it in the form of a throaty single-cylinder sound and vibrations. Real emotions of a two-wheeler that can only be achieved with a combustion engine.
Stable chassis, reassuring consumption
With this simplicity in mind, the concept also continues in the area of the chassis. It is not adjustable at the front, only the spring preload can be changed at the shock absorber and thus a rather simple design prevails here as well. In contrast to the Himalayan, the suspension travel on the Scram is also slightly reduced and instead of a 21-inch front wheel, there are 19 inches at the front. Nevertheless, the suspension gets good marks from us, because it works equally well on the winding country roads of the Odenwald as well as on light gravel or natural roads. The still longer suspension travel is the solution to the puzzle off-road, but on the road you first have to feel your way around the possible limits with the mounted coarse tyres. Once you have done that and strengthened your confidence, pure riding pleasure and the grin under your helmet return.
The braking system is perfectly adequate for the small machine. The built-in ABS ensures safety and perfect stability when firmly gripping the brake levers, even with the studded tyres fitted. As with the other Enfield models, the manufacturer does not skimp here either, because the Scram also has steel braided brake lines already fitted on board.
But let’s get to the consumption! Despite the studded tyres, a consumption of 3.0-3.2 litres per 100 kilometres means a range of 300 kilometres. Even when the engine is mercilessly maltreated on the motorway, consumption rises to a maximum of 3.5-3.8 litres. The top speed in this discipline was 130 km/h, but it was no fun at all. Country roads and especially small streets are clearly more to its liking and at the same time lift the mood.
A feeling that is reinforced when you look at the semi-digital cockpit, because the displays are logically structured throughout and kilometres as well as miles are easy to read. There is a gear indicator, a somewhat sensitive fuel gauge, two trip counters and a warning indicator. In addition, there is a small digital circular instrument in which Royal Enfield hides its arrow navigation, provided you have downloaded the corresponding free app to your smartphone. Pairing the two components (Google is behind the navigation) is then a mere formality and you’re ready to go.
In addition to the good ergonomics on the rider’s seat of the Scram 411, the pillion passenger also finds an adequate and at the same time comfortable place, as well as stable and easy-to-grip steel hand grips at the rear. They can also be used to secure luggage when riding solo. As with the 350 Classic, you can see that Enfield has really put a lot of thought into the bike’s suitability for touring, despite the low performance data. What more could you want?
Conclusion
After the various test rides, we have to admit that we have really taken the colourful nature of the Scram 411 to our hearts. Of course, colourful is only one facet of the machine, because like the other models of the manufacturer, it also radiates serenity and calm. All in all, it’s a great little motorbike with an honest drive that can bring you back to normal life after a stressful day, but can also simply be ready for the next tour. Ride Pure is available in Germany for around 5000 Euros.
Technical data Royal Enfield Himalayan Scram 411
Engine/transmission
Air-cooled single-cylinder four-stroke engine, 2 valves per cylinder, SOHC, 411 cc displacement, 17.9 kW/24 hp at 6500 rpm, 32 Nm at 4250 rpm; fuel injection, 5 gears, chain drive
Performance
Top speed 130 km/h, standard consumption according to EU5 3.0-3.2 l/100 km, test consumption mostly on country roads average 3.3 l/100 km
Chassis
Duplex steel frame; front telescopic fork ø 41 mm, 190 mm travel; rear steel twin-sided swingarm, central shock absorber, adjustable preload, 180 mm travel; spoke wheels; tyres front 100/90-19, rear 120/90-17. 300 mm single-disc brakes front, 240 mm single-disc brakes rear.
Assistance systems
Dual-circuit ABS, arrow navigation (via app)
Dimensions and weights
Wheelbase 1455 mm, seat height 795 mm, weight ready to ride 194 kg, payload 181 kg; fuel tank capacity 15 litres
Price
4990 euros in Germany