TRIUMPH SPEED TWIN 1200 Erster – Fahrtest (English Version Below)

Was wären wir alle doch hin und wieder ohne unsere Vorurteile? Wie z.B. das hier:

Diese Retrobikes sind ja sowieso meist ‚NUR‘ fürs gemütliche Cruisen, oder den Weg zum nächsten Eiscafé geeignet.

Nun nichts, denn spätestens seit der Präsentation der Modern Classics von Triumph hat dieses Vorurteil erhebliche Kratzer bekommen, ja man könnte sogar sagen, es hat sich gänzlich in Luft aufgelöst. Bestes Beispiel hierfür ist neben der Thruxton und den 900-Modellen auch die Speed Twin 1200. Die kommt nämlich mit gerader Sitzposition und mit gehörig Punsch aus dem 12er Motor daher. Verbunden mit ihrem soliden Fahrwerk kann sie so leicht mit moderneren Young Generation Bikes mithalten. Und das alles verpackt im harmonischen Kleid eines mit seinen Formen spielenden Motorrades, dass wie die Ur-Bonnie die Blicke auf sich zieht.

Nachdem die Thruxton-Modelle bereits im Jahr 2020 für Euro 5 fitgemacht wurden und zudem noch die Aufwertung als RS-Modell erfahren haben (Öhlins Gold und mehr), war nun die Speed Twin an der Reihe. Dabei blieb es aber auch bei ihr nicht nur bei einer kleinen Auffrischung, nein es wurde ein durchdachtes Facelift daraus, wie man es von Triumph bereits kennt.

Triumph Speed Twin 2021 was ist neu

Die wichtigsten Punkte der Neuerungen betreffen den Motor und das Fahrwerk. Durch die Optimierung (weniger Reibung und leichtere Kurbelwelle) konnten die Techniker 3 PS mehr Leistung aus den Aggregat generieren. Damit drückt der Twin nun satte 100 PS bei 7250 U/min und 112Nm bei 4250 U/min auf den Asphalt. Das ist ordentlich und kommt nun schon runde 700 Umdrehungen früher als beim alten Modell. Im Fahrbetrieb fällt der Unterschied zum 2020er Modell dadurch auf, dass der Motor mit 270 Grad Zündversatz spürbar leichter (freier) durch das Drehzahlband dreht und selbst bei schaltfauler Fahrweise richtig Laune macht.

In Sachen Fahrwerk bekam sie eine nicht einstellbare 43er-USD-Gabel von Marzocchi montiert, die die bisherige 41er Telegabel ersetzt. Optisch, weil natürlich sehr massiv eine Bereicherung, wenn man auf die Pit-Bullartige-Optik steht. Fahrtechnisch gerade auf engen Straßen und in Kurven mit unruhigem Asphalt hatte ich das Gefühl, dass man mehr am Lenker arbeiten muss, um eine saubere Linie zu finden, als beim alten Modell. Außerdem fallen dadurch die klassischen Faltenbälge wie sie an der Telegabel verbaut waren weg, welche für mich irgendwie zu einem Klassikbike dazugehören.  

Bei den ABS unterstützen Bremsen hingegen hat Triumph alles richtig gemacht. Größere Scheiben (320mm) an nun zwölf, anstatt sieben Speichenfelgen und die bereits aus anderen Modellen altbekannten Brembo-M50-Sätteln heben das Bremsgefühl in eine gut dosierbare und standfeste neu Dimension. Das fühlt sich nicht nur modern an, nein es bringt auch Sicherheit im Kopf und ein sehr gute Gefühl.

Das gute Gefühl setzt sich durch die leichtgängige und drehzahlunterstützte Kupplung und die abschaltbare Traktionskontrolle fort.  Als Krönchen zum Abschluss sozusagen gibt’s noch eine Wegfahrsperre, und eine USB-Ladebuchs unterm Sitz und ein paar stilistische Änderungen, wie etwa eine komplett aus Edelstahl gefertigte Auspuffanlage mit schwarzen Endkappen, Scheinwerferhalterungen aus anodisiertem Alu, oder auch die neu gestalteten grafischen Elemente am Tank mit dazu.

Triumph Speed Twin 2021 on the Road

Unterwegs auf der Landstraße fällt zuerst einmal die entspannte Sitzposition auf. Zudem hat man das Gefühl nie wirklich in einem falschen Gang unterwegs zu sein. Untermalt vom bassigen Sound der beiden Endschalldämpfer schiebt der Twin ohne störende Vibrationen oder Lastwechsel aus jeder Lage herzhaft an. Das bringt Emotionen unter den Helm und fühlt sich zugleich genauso an, wie fahren auf einer Bonnie sein sollte. Die drei wählbaren Fahrmodi (Rain, Road, Sport) passen dabei perfekt zu ihren Bezeichnungen. Rain nimmt den Druck auf nassen Fahrbahnen spürbar raus und arbeitet geschmeidig, Road ist der Alleskönner im Trio der für alles ausreicht und Sport lässt es bei Bedarf krachen, aber doch immer souverän wie ein echter Gentleman eben. Das fühlt sich gut an und lässt sowohl gemütliches dahingleiten in der Stadt wie auch sattes Angasen auf der kurvigen Hausstrecke zum Genuss werden. Dabei gönnt sich die Speed Twin 4,8 – 5,0 Liter Benzin, was in Verbindung mit dem 14,5 Liter fassenden Tank für eine ordentliche Reichweite sorgt.

Das modifizierte Fahrwerk macht all das gnadenlos mit, jedoch unter den oben bereits erwähnten Eckpunkten der Handlichkeit. Ein tatsächlich spürbarer Vorteil gegenüber der alten Telegabel ist die höhere Stabilität beim An- bzw. Einbremsen, wozu aber auch die sauber dosierbare Bremse beiträgt. Das dabei leicht spürbare Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage könnte an der Gabel aber auch an der sehr sportlichen Bereifung (Metzeler Racetec RR) des Speed Roadsters liegen. Aufgrund eines fehlenden Vergleiches mit anderen Reifen bleibt diese Antwort vorerst aber leider erst einmal offen.

Nicht schuldig bleibe ich hingegen die Fragen zum Komfort. Bei 172cm passen die Distanzen zu Lenker und Handhebeln wie auch zwischen Sitz und Fußrasten ausgezeichnet. Leider ist der Sitz für mein Empfinden etwas zu soft ausgelegt worden. Auf den ersten Metern wirkt das bequem, auf Dauer gesehen aber eher ein wenig so, als sei die Sitzbank durchgesessen. Abhilfe könnte hier der Sattler um die Ecke bringen oder aber auch eine der wählbaren Sitzbänke im Zubehörprogramm von Triumph.

Wunderschön sind dagegen die Armaturen vorm Lenker. Die erstrahlen nicht nur chromglänzend im Sonnenlicht, nein die beiden klassischen Uhren machen jede Tour zum reinen Vergnügen, denn sie Zaubern jedem Liebhaber analoger Zeiger ein Lächeln unter den Helm. Dabei fehlt es im Cockpit der Speed Twin an nichts und es muss auch tatsächlich nicht mehr sein. Schaut man weiter über den Lenker fallen die beiden einstellbaren Handhebel für Bremse und Kupplung ins Auge. Die sind wie auch der Schalt- und der Fußbremshebel und auch der Seitenständer aus massivem Aluminium hergestellt und wirken dadurch sehr wertig. Die Bedienelemente an den Lenkerenden sind selbsterklärend, überschaubar und logisch angeordnet. Einzig der Bremsflüssigkeitsbehälter (Pipitopf) stört das Bild und sorgt für eine gewisse Disharmonie am konischen geformten Lenker. Aber auch hier bietet Triumph, wie übrigens auch bei den Spiegeln hübscheren Ersatz im Zubehör an.

Lässt man von da ab die Blicke weitergleiten fällt auf, dass der Rest der Maschine einfach rundum stimmig und schick ist. Das kurze Heck mit den klassisch in der Federvorspannung einstellbaren Federbeinen überzeugt optisch. Moderne LED-Technik hinten rundet den Look ab und wird zumindest beim Tagfahrlicht und den Blinkern auch vorne mit übernommen. Damit entsteht eine weitere Symbiose zwischen Modern und Classic die dieses Motorrad beschreibt.

Fazit

Wer es klassisch schön mag und dazu noch gerne flott unterwegs sein möchte, der kommt an der Triumph Speed Twin 1200 nicht vorbei. Dabei geht die kurze Feierabendrunde, ebenso wie die größere Urlaubsreise. Triumph bietet auch für sie wie für alle anderen Modelle auch jede Menge Zubehör an, um das Motorrad zu individualisieren und den eigenen Wünschen anzupassen. Mir persönlich würde hierbei schon eine etwas härtere Sitzbank und ein klassisches Gepäcksystem reichen, um glücklich zu sein. Für Menschen die oft zu zweit unterwegs sind, könnte es allerdings auf langen Strecken etwas eng auf der Speed Twin werden. Doch dafür oder aber auch für noch mehr klassischen Look gibt es hausintern ja jede Menge Alternativen z.B. in Form der T120, oder aber auch wenn es um die große Reise geht bei den diversen Tigermodellen.

Insgesamt hat Triumph mit dem 2021er-Modell eine gelungene Modellpflege geschafft. Mit besseren Bremsen und mehr Performance rund um den Motor lässt sie sich durchweg feiner fahren. Der Jahrgang 2021 steigt daher für das gebotene auch nur um moderate 300 Euro im Vergleich zum Vorgängermodell und liegt damit bei 12.550 Euro Einstiegspreis (Jet Black) in Deutschland (zzgl. Nebenkosten). Darin inkludiert ist jeweils eine 4-Jahre-Werksgarantie plus das gute Gewissen nur alle 16000 Kilometer seinen Händler zwecks der Inspektionen sehen zu müssen.

Ride test: TRIUMPH SPEED TWIN 1200 model year 2021

What would we all be without our prejudices now and then? Like this one, for example:

These retro bikes are ‚ONLY‘ suitable for leisurely cruising or the way to the next ice cream parlour.

Well, nothing, because at the latest since the presentation of the Modern Classics by Triumph, this prejudice has received considerable scratches, one could even say it has completely vanished into thin air. The best example of this, apart from the Thruxton and the 900 models, is the Speed Twin 1200, which comes with a straight seating position and plenty of punch from the 12cc engine. Combined with its solid chassis, it can easily keep up with more modern young generation bikes. And all this packed into the harmonious dress of a motorbike that plays with its shapes and attracts attention just like the original Bonnie.

After the Thruxton models were already made fit for Euro 5 in 2020 and also upgraded as RS models (Öhlins Gold and more), it was now the Speed Twin’s turn. But it wasn’t just a small refresh, no, it was a well thought-out facelift, as you already know from Triumph.

Triumph Speed Twin 2021 what’s new

The most important new features are the engine and the chassis. Through optimisation (less friction and a lighter crankshaft), the engineers were able to generate 3 hp more power from the unit. The Twin now produces 100 hp at 7250 rpm and 112 Nm at 4250 rpm. That’s a lot of power, and it comes 700 revs earlier than on the old model. In driving, the difference to the 2020 model is noticeable in that the engine revs noticeably easier (more freely) through the rev range with 270 degrees of ignition offset and is really fun to drive even when lazy.

When it comes to the chassis, it has a non-adjustable 43 USD fork from Marzocchi, which replaces the previous 41 telescopic fork. Visually, because it is of course very massive, it is an enrichment if you like the pit-bull look. Technically, especially on narrow roads and in bends with uneven asphalt, I had the feeling that I had to work more on the handlebars to find a clean line than with the old model. It also eliminates the classic bellows that were used on the telescopic fork, which for me somehow belong to a classic bike. 

On the other hand, Triumph has done everything right with the ABS-supported brakes. Larger discs (320mm) on twelve spoke rims instead of seven and the Brembo M50 calipers, already familiar from other models, lift the braking sensation into a new dimension that is easy to control and stable. This does not only feel modern, no it also brings security in the head and a very good feeling.

The good feeling continues with the smooth-running and speed-assisted clutch and the disengageable traction control.  To top it off, so to speak, there’s an immobiliser, and an under-seat USB charging port and a few stylistic changes, such as an all-stainless steel exhaust system with black end caps, anodised aluminium headlight brackets, and also the newly designed graphic elements on the tank.

Triumph Speed Twin 2021 on the Road

On the road, the first thing you notice is the relaxed riding position. In addition, you never really have the feeling of being in the wrong gear. Accompanied by the bassy sound of the two rear silencers, the Twin pushes heartily from every position without annoying vibrations or load changes. This brings emotion under the helmet and at the same time feels just like riding a Bonnie should. The three selectable riding modes (Rain, Road, Sport) fit their names perfectly. Rain takes the pressure off noticeably on wet roads and works smoothly, Road is the all-rounder in the trio that is sufficient for everything and Sport lets it rip when needed, but always confidently like a real gentleman. This feels good and makes both leisurely cruising in the city and full-blooded speeding on the twisty home stretch a pleasure. At the same time, the Speed Twin allows itself 4.8 – 5.0 litres of petrol, which, in conjunction with the 14.5-litre tank, ensures a decent range.

The modified chassis does all this mercilessly, but under the cornerstones of handiness already mentioned above. A noticeable advantage over the old telescopic fork is the greater stability when braking on or off, which is also due to the cleanly controlled brakes. The slightly perceptible moment of attack when braking at an angle could be due to the fork, but also to the very sporty tyres (Metzeler Racetec RR) of the Speed Roadster. Due to the lack of a comparison with other tyres, this answer unfortunately remains open for the time being.

On the other hand, I won’t leave the question of comfort unanswered. At 172 cm, the distances to the handlebars and hand levers as well as between the seat and footrests fit perfectly. Unfortunately, the seat is a little too soft for my liking. On the first few metres it seems comfortable, but in the long run it feels as if the seat has sagged. The saddler around the corner could remedy this, or one of the optional seats in Triumph’s accessories range.

The dashboards in front of the handlebars, on the other hand, are beautiful. Not only do they shine in the sunlight, but the two classic clocks make every ride a pure pleasure, because they put a smile under the helmet of every lover of analogue hands. The Speed Twin’s cockpit lacks nothing, and it really doesn’t need to be any more. If you look further over the handlebars, the two adjustable hand levers for brake and clutch catch the eye. Like the gearshift and footbrake levers and the side stand, they are made of solid aluminium, which gives them a very high-quality appearance. The controls at the ends of the handlebars are self-explanatory, clear and logically arranged. Only the brake fluid reservoir (pipi pot) disturbs the picture and creates a certain disharmony on the conically shaped handlebars. But here too, as with the mirrors, Triumph offers more attractive replacements in the accessories.

If you let your gaze wander from there, you will notice that the rest of the bike is simply harmonious and chic. The short rear end with the classic adjustable spring preload is visually convincing. Modern LED technology at the rear rounds off the look and is also adopted at the front, at least for the daytime running lights and indicators. This creates a further symbiosis between modern and classic that describes this motorbike.

Conclusion

If you like classic beauty and also like to be fast on the road, you can’t go past the Triumph Speed Twin 1200. It’s just as suitable for a short after-work ride as it is for a longer holiday trip. As with all other models, Triumph offers a wide range of accessories to customise the bike and adapt it to your own wishes. Personally, a slightly harder seat and a classic luggage system would be enough to make me happy. For people who often ride in pairs, however, it could get a bit cramped on the Speed Twin on long journeys. But for that or for an even more classic look, there are plenty of alternatives in-house, for example in the form of the T120, or when it comes to the long journey with the various Tiger models.

All in all, Triumph has managed a successful model update with the 2021 model. With better brakes and more performance around the engine, it can be ridden more finely throughout. Therefore, for what it offers, the 2021 model only goes up by a moderate 300 euros compared to its predecessor, bringing the starting price (Jet Black) in Germany to 12,550 euros (plus ancillary costs). This includes a 4-year factory warranty plus the good conscience of only having to see your dealer every 16,000 kilometres for inspections.

In Diesem Sinne God Speed you euer

Torsten Thimm

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